Pathe, der

[671] Der Pathe, des -n, plur. die -n, Fämin. die Pathe, plur. die -n, ein Wort, welches noch in einer doppelten Beziehung gebraucht wird. 1) Eine Person, welche ein Kind aus der Taufe hebt, dasselbe zur Taufe darbringt; doch nur in Rücksicht auf den Täufling, dagegen eine solche Person in Rücksicht auf die Ältern des Kindes und auf die übrigen Taufzeugen Gevatter und Gevatterinn heißt. Er ist mein Pathe, er hat mich aus der Taufe gehoben. Sie ist seine Pathe, hat ihn aus der Taufe gehoben. S. Taufzeuge. In einigen Gegenden lautet es im weiblichen Geschlechte die Pathinn, dagegen in andern der Pathe auch wohl von beyden Geschlechtern gebraucht wird. In der Römischen Kirche werden die bey der Firmelung nöthigen Zeugen gleichfalls Pathen genannt. Im Angels. heißt ein Pathe Godfaeder, Godmoder, Engl. Godfather, Godmother, und im Schwed. Gudfader und Gudmoder, S. Gevatter. In Franken hat man dafür die Wörter Tod und im Fämin. Toda, in Baiern, der Schweiz und Schwaben God, Göte, im Fämin. Goden. 2) Der Täufling in Ansehung der Taufzeugen, Diminut. das Pathchen, Oberd. Pathlein. Carl ist mein Pathe, Friderica meine Pathe. In einigen Gegenden wird auch hier der Pathe von beyden Geschlechtern gebraucht. In den vorhin genannten Oberdeutschen Provinzen ist dafür gleichfalls Göt, Gödel, Göttj, und im Fämin. Gotte üblich. In der Römischen Kirche heißen auch die gefirmelten Personen in Ansehung der dabey gegenwärtigen Zeugen Pathen.

Anm. Im mittlern Lat. in der ersten Bedeutung Pater spiritualis, auch nur Pater schlechthin, ingleichen Patrinus und im Fämin. Patrina. Gemeiniglich glaubt man, dieses Wort sey aus dem Lat. entlehnet, und mit der christlichen Religion zugleich in Deutschland eingeführet worden. Allein, um der zweyten Bedeutung willen ist dieses sehr unwahrscheinlich. Es hat vielmehr alles Ansehen, daß dieses Wort mit Vater Eines Geschlechtes ist, und ehedem einen jeden sehr nahen Anverwandten bedeutet hat, welches auch von den Oberdeutschen Tod und Göte gilt, wovon das erstere zu dem alten Atta, Tatte, Vater, das letztere aber zu Gatte gehöret. Bey unsern ältesten Schriftstellern kommt es freylich nicht vor; allein, da dieses insgesammt Oberdeutsche sind, so gebrauchen sie dafür das ihnen geläufigere Göte, welches sich unter andern auch in dem Schwabensp. findet.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 671.
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