Philister, der

[765] Der Philister, des -s, plur. ut nom. sing. ein noch in vielen Städten im gemeinen Leben üblicher Nahme, womit diejenigen, welche keine Bürger sind, die Bürger, und besonders die gemeinen Bürger aus Verachtung zu belegen pflegen. Der Pferde-Philister, ein Pferdeverleiher. Man irret sich, wenn man glaubt, daß dieser Nahme nur allein auf Universitäten in dem Munde der Studenten üblich sey, da man denn wohl allerley Ähnlichkeiten zu erzwingen pflegt, um ihn von den ehemahligen Philistern an der Gränze des Jüdischen Landes abzuleiten. In Wien werden die Stadtsoldaten im gemeinen Leben sehr gewöhnlich Philister genannt. Es ist vielmehr erweislich, daß dieses Wort aus dem mittlern Lat. Balistarii, Balistaei, verderbt worden, womit man ehedem die Stadtsoldaten und gemeinen Bürger benannte, weil sie mit Balistis oder Armbrüsten schossen. Bey Veränderung der Kriegsart ist der Nahme im gemeinen Leben geblieben, und in verächtlicher Bedeutung auf alle Bürger ausgedehnet worden. Aus Kaprinai Hungaria diplom S. 3 2 erhellet, daß die Balistarii oder Armbrustschützen in den mittlern Zeiten in Ungarn wirklich Philistaei genannt und geschrieben worden. Wenn bey den Böttchern[765] ein Reif zu weit ist, so daß ein Stück dazwischen geschlagen werden muß, so wird dieses Stück in Schwaben ein Philister, außerhalb Schwaben aber ein Schwabe genannt.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 765-766.
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