Sammet, der

[1269] Der Sammet, zusammen gezogen Sammt, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -e, ein feinhaariges, seidenes Gewebe, dessen linke Seite einen Gros de Tour Grund bildet. Der Sammet bestehet aus doppelten einzelnen Fäden, welche man im Weben über der Oberfläche hervor gehen läßt, und sie hernach aufschneidet. Gerissener Sammet ist derjenige, woran die Fäden nicht aufgeschnitten sind. Geblümter oder geschorner Sammet, wo Blumen oder andere Figuren mit besondern Scheren hinein geschoren worden. Pelzsammet ist sehr langhärig, und wird zu Unterfutter statt des Pelzes gebraucht. Plüsch-Sammet hat einen leinenen Boden.

Anm. Dieses Wort kommt in Deutschen Schriften schon seit dem 14ten Jahrhunderte vor, wo es Samit Tuch heißt. In den folgenden Jahrhunderten schrieb man es Sammeit und Samant. Im Schwedischen lautet es Sammet. Dietrich von Stade, Frisch und andere leiten es von sanft, ehedem samft, her, weil der Sammet weich und sanft anzufühlen ist; eine Ableitung, welche scheinbar genug wäre, wenn man nicht Spuren hätte, daß der Nahme eben so ausländisch ist, als dieses üppige Gewebe selbst. Es ist vermuthlich eine Griechische Erfindung, wenigstens haben die übrigen Europäer dasselbe von den Griechen bekommen.[1269] Diese nannten ihn in den mittlern Zeiten ἑξαμιτος, weil er mit sechs Fäden gewebet wurde, so wie τριμιτος ein Gewebe mit drey Fäden, Drillich, und διμιτος ein Gewebe mit zwey Fäden, Zwillich, bedeutet. Hieraus wurde im mittlern Lat. Exametum, Examitum, und mit Abkürzung der ersten Sylbe, Samitum, Samitus, Samis u.s.f. und unser Sammet. Siehe des du Fresne Gloss. v. Exametum. Um deßwillen heißt der Sammet im Böhmischen noch vollständiger Axamit.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1269-1270.
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