Schale, die

[1336] Die Schale, plur. die -n, Diminut. das Schälchen, ein Wort, welches noch in mehr als Einer Hauptbedeutung gebraucht wird.

1. Mit dem herrschenden Begriffe der Höhlung, des hohlen, tiefen Raumes, scheint es ehedem einen jeden hohlen Raum, und in engerer Bedeutung ein Gefäß bedeutet zu haben. Im Griech. sind ακαλλιος und σκαλις Arten von Trinkgeschirren. Auf der Oder sind gewisse Fahrzeuge unter dem Nahmen der Schalen bekannt, S. auch Chaluppe. Wir gebrauchen es nur noch in engerer Bedeutung von gewissen Gefäßen, deren hohler Raum eine Halbkugel vorstellet oder doch dieser Figur am nächsten kommt. Die Pochschale ist im Bergbaue eine eiserne Platte einer halben Elle dick mit einer fast eben so tiefen runden Grube, das Erz darin zu pochen. Die Wageschalen sind halb kugelförmige dünne Gefäße an einer Wage. Besonders ein solches Gefäß für Speise und Trank, ohne Rücksicht auf die Größe. Eine Theeschale, Kaffehschale, wofür das ausländische Tasse in den meisten Gegenden üblicher ist. Eine Schale Thee, ein Schälchen Thee trinken. Eine Zuckerschale, Obstschale, Punschschale, Trinkschale u.s.f. Eine Schale Obst, wo es auch für Schüssel stehet, obgleich eine Schüssel gemeiniglich theils größer, theils flacher ist, als eine[1336] Schale. Goldene Äpfel in silbernen Schalen. Die kalte Schale, eine figürliche Benennung einer kalten flüssigen Speise, Brot, Semmel u.s.f. in Bier, Wein, Milch u.s.f. gebrockt, welche aus einer Schale gegessen wird; Schwed. gleichfalls Kallskål. In dieser Bedeutung lautet es im Nieders. gleichfalls Schale, im Engl. Schell, im Schwed. Skål, im Wallis. Ysgal, im Böhm. Ssal und Ssalek. Es ist in dem weitesten Verstande des hohlen Raumes mit Schilf, und wenn man den Zischlaut abrechnet, auch mit Kelch, Gölke, Hohl u.s.f. verwandt.

2. Mit dem Begriffe der Bedeckung, der gewöhnlichen Figur des hohlen Raumes.

1) Im engern Verstande, ein hohler Körper, welcher einen andern weichern umgibt und bedecket, wo es am häufigsten von solchen harten und festen, zuweilen aber auch von weichen und biegsamen gebraucht wird. (a) Von harten und festen, wo es fast in allen Fällen üblich ist, wo kein anderer Nahme eingeführet worden. Die Hirnschale, die beinerne hohle Bedeckung des Gehirnes; bey dem Stryker nur Scal, Schwed. Skalle, Engl. Skull. Die Nußschale, welchen Nahmen so wohl die weichere grüne und äußerste Bekleidung der Wälschen Nuß am Baume, als auch die harte Bedeckung des Kernes so wohl an den Wälschen, als an den Haselnüssen bekommt. Die Eyerschale, Mandelschale, Austerschale, Krebsschale, Schildkrötenschale u.s.f. Die hornartige Bekleidung des untersten Theiles der Füße an manchen Arten von Thieren heißt, besonders bey den mit gespaltenen Klauen, die Schale. Bey denen Thieren, welche keine gespaltene Klauen haben, heißt diese Bekleidung am häufigsten der Huf, in manchen Gegenden aber doch auch die Schale. An den Gießformen, besonders auf den hohen Öfen, heißt die äußere Form so wohl die Schale, als der Mantel, zum Unterschiede von dem Kerne oder der innern Form. Die Schale eines Baumes, welche doch noch häufiger die Rinde genannt wird. Die Schale von einem Buche ist der Einband, nachdem das Buch heraus geschnitten worden. So fern aber auch die steifen Seitentheile eines Bücherbandes die Schalen heißen, gehöret es zu der folgenden Bedeutung einer flachen ebenen Bedeckung. Die Schale an einem Messerhefte sind Bekleidungen des Heftes von Bein u.s.f. welche gemeiniglich eine halb runde Gestalt haben, oft aber auch flach sind; Nieders. Schulpe. In dieser Bedeutung einer hohlen Bedeckung lautet es im Nieders. Schelle, im Angels. Sceala, Scyll, im Engl. Shell, Shale, im Schwed. Skalme. Rechnet man den Zischlaut ab, so sind auch Hülle, Hülse das mittlere Lat. Culea, Helm u. a. m. damit verwandt. (b) Von biegsamen, weichen und dünnen Bekleidungen; in welchem Falle es doch seltener gebraucht wird, weil dafür Haut und andere Benennungen üblicher sind. Äpfelschalen, Birnschalen, die äußere Bekleidung der Äpfel und Birnen, welche im gemeinen Leben auch Schelfen genannt werden. Im Griech. ist σκυλοςdie Haut, das Fell.

2) Im weitern Verstande, wo sich der Begriff der Höhlung verlieret und allein der Begriff der Bedeckung übrig bleibt, da denn dieses Wort in vielen Fällen auch von ebenen, gemeiniglich aber dünnen und festen Bedeckungen gebraucht wird. So werden die Schalbleche und Schalbreter auch nur Schalen genannt. Bey dem Ulphilas ist Skalja ein Ziegel, nach dem Latein. Tegula.

3) In noch weiterm Verstande verlieret sich auch der Begriff der Bedeckung, und da ist die Schale in vielen Fällen die Benennung eines in die Länge und Breite ausgedehnten festen aber dünnen Körpers. Die Kammschale ist der Nahme eines schwarzen harten Kupferschiefers. Die Erzschale oder eine Schale Erz ist im Bergbaue, ein flaches aber dünnes Stück Erz, welches sich von dem übrigen los gegeben, wo aber auch der Begriff der Absonderung[1337] Statt findet. Vielleicht ist auch dieß der Grund, warum die Fleischer gewisse Stücken Fleisch von der Keule eines Rindes die Ober- und Unterschale nennen. Im Schwed. ist Skolla Blech S. auch Scholle.

Anm. Der Begriff der Höhlung, und figürlich der Bedeckung, ist in den meisten Bedeutungen dieses Wortes der herrschende, und da stammet es von dem noch im Schwed. üblichen skyla, decken, bedecken, her, von welchem auch unser Schild abgeleitet werden muß. Das Engl. Scale und Franz. Ecaille, Fischsuppe, gehöret gleichfalls dahin. S. das folgende.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1336-1338.
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