Schaudern

[1380] Schaudern, verb. reg. welches das Intensivum von schauern ist, und auf doppelte Art gebraucht wird. 1) Als ein Activum, Schauder, einen hohen Grad des Schauers verursachen; wo es doch nur unpersönlich gebraucht wird, und der Regel nach die vierte Endung der Person erfordert, weil es eigentlich für schütteln siehet. Es schaudert mich, wenn ich daran denke. Es schaudert mich vor Kälte. Wenn aber, die Haut, der eigentliche Sitz des Schauders und Schauers, ausdrücklich mit genannt ist, so stehet die dritte Endung der Person. Es schaudert mir die Haut. Die Haut schauderte mir vor Kälte. Und dieses Hauptwort scheinet auch darunter verstanden zu werden, wenn dieses unpersönliche Zeitwort, wie von den meisten geschiehet, ohne dasselbe mit der dritten Endung der Person verbunden wird. Es schauderte mir vor Kälte. Es schaudert mir, wenn ich daran denke. Es schaudert ihm vor dem Tode, er empfindet einen hohen Grad der Furcht, des Abscheues vor dem Tode. Es schaudert der bangen Natur, Zach. Man kann nicht ohne Schaudern davon reden. 2) Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, Schauder empfinden; in welcher Gestalt es doch nur im gemeinen Leben einiger Gegenden üblich ist. Ich schauderte vor Entsetzen.

Anm. Im Nieders. schudern, schrudern, im Engl. to shudder, und mit einem andern Endlaute to shiver. S. Schauen und Schauern.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1380.
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