Schuß, der

[1688] Der Schúß, des -sses, plur. die Schǘsse, von dem Zeitworte schießen.

I. So fern dasselbe ein Neutrum ist, ist der Schuß: 1. Der Zustand da ein Ding schießt, d.i. sich sehr schnell fortbeweget; ohne Plural. Der Schuß des Wassers. Das Wasser ist im Schusse, fließt unaufhaltbar schnell. Der Vogel ist im Schusse, wenn er äußerst schnell fortschießt. Ingleichen von einem mit der größten Geschwindigkeit laufenden Menschen oder Thiere. Daher sagt man auch figürlich, in den Schuß kommen, wenn man einen hohen Grad der Fertigkeit in einem Dinge erlanget. Noch figürlicher sagt man, ein Bienenstock stehe im Schusse, wenn er nach dem Schnitte von den Bienen wieder zugebauet wird. 2. Dasjenige, was schießet. 1) Von flüssigen Körpern, wo es nur in den Zusammensetzungen Vorschuß, Nachschuß u.s.f. üblich ist, S. dieselben. 2) Von Gewächsen, so fern schießen schnell aufwachsen bedeutet, ist der Schuß, ein dieses Jahr gewachsenes Reis oder Theil an einem Gewächse, wo das Wort in einigen Fällen auch Schoß, Schößling und Schüßling lautet. 3) In einigen im Bergbaue üblichen Zusammensetzungen bedeutet Schuß etwas, das einem andern Dinge von außen ähnlich ist, ohne zu demselben zu gehören. So ist Eisenschuß eine Bergart, welche dem Eisenerze ähnlich ist, aber kein Eisen enthält. Ingleichen, was mit einer gewissen Bergart vermischt ist. Bergschüssiges Erz, welches mit tauben Stein- oder Erdarten vermischt ist.

II. So fern dasselbe ein Activum ist. 1. So fern es von einem Schießgewehre und in noch engerer Bedeutung von einem Feuergewehre gebraucht wird. 1) Der Knall eines Schießgewehres, und die Handlung, da man dasselbe abdrückt und losbrennt. Es geschiehet ein Schuß. Ich hörte einen Schuß. Ein Schuß aus einer Flinte, Kanone u.s.f. Einen Schuß thun. Sich zum Schusse fertig machen. Er fiel gleich auf den ersten Schuß. Es treffen nicht alle Schüsse. Sprichw. Weit davon ist gut vor dem Schuß; im Theuerd. weit hindan ist für die schüß gut. 2) Der Zustand, da man von einem solchen Schusse getroffen wird. Einen Schuß aushalten. Einen Schuß bekommen, haben. Figürlich ist, einen Schuß haben, eben das, was mit härtern Ausdrücken, ein Narr seyn, ist; eine R.A. welche mit der, einen Nagel haben, allem Anschein nach einerley Ursprung hat, S. 2 Nagel,[1688] ingleichen Schießen. 3) Die Stelle, wo ein Thier durch den Schuß verwundet worden, besonders bey den Jägern. 4) Die Ladung eines Schießgewehres. Den Schuß aus der Flinte, aus der Kanone heraus ziehen. Der Schuß ist stecken geblieben. Ein Schuß Pulver, so viel Pulver als man zu einer Ladung gebraucht. 5) Die Richtung, wohin man schießet; ohne Plural. Jemanden in den Schuß kommen, treten. 2. So fern schießen oft für werfen gebraucht wird, ist Schuß zuweilen so viel als ein Wurf, zuweilen auch so viel als auf Ein Mahl geworfen, geschoben u.s.f. wird. Wo schießen von dem Geldzählen gebraucht wird, da ist ein Schuß so wohl der Wurf mehrerer Geldstücke auf Ein Mahl, als auch so viel Geldstücke, als man auf Ein Mahl aus der Hand zu werfen pflegt. Bey den Bäckern ist ein Schuß Brot so viel als auf Ein Mahl in den Ofen geschossen oder geschoben wird, ein Ofen voll, ein Gebäcke.

Anm. Im Nieders. Schott, Schötte, im Engl. Shot, im Schwed. Skott. S. Schießen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1688-1689.
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