Schuß

[477] Schuß, 1) die schnelle Bewegung eines Dinges; 2) das Abfeuern irgend eines Geschützes od. des kleinen Gewehres, entweder blos mit Pulver od. Schießbaumwolle etc. u. einem darauf gesetzten Pfropf (Vorschlag), od. mit einem Projectil geladen, in welchem letzteren Falle es ein scharfer, im ersteren[477] aber ein blinder S. genannt wird. Die nach dem abzuschießenden Geschosse, nach der Ladung, in Hinsicht auf die Elevation, die Stellung des Geschützes gegen das Ziel, den Zweck u. das Terrain verschieden benannten Schüsse, s.u. Schietzen. Blos im Seekriege vorkommende Benennungen des Kanonenschusses sind: Grundschüsse, wenn die Kugel das Schiff unterhalb des Wasserspiegels trifft, wo das Wasser sogleich durch das entstandene noch eindringt; trifft die Kugel in die Wasserlinie selbst, so heißt es ein S. zwischen Wind u. Wasser; die höher gebenden Schüsse in den Körper des Schiffes aber werden Schüsse ins todte Werk genannt. Auf Flotten u. selbst auf einzeichen Kriegsschiffen wird mit Anbruch jeden Tages ein Morgenschuß gethan, um die Schiffsequipage zur Arbeit zu wecken, so wie der Abendschuß (im Sommer um 10 Uhr) das Zeichen zur Ruhe gibt. Wird eine Flagge aufgesteckt u. eine Kanone abgefeuert, welches der Preischuß genannt wird, so ist es ein Zeichen, daß man mit einem vorbei segelnden Schiffe reden will, od. daß man einen Looisen verlangt. Wenn endlich ein auf der Rhede liegendes Schiff unter Segel geben will, thut es einen Abschiedsschuß, um die noch am Lande befindlichen Seeleute einzuberufen. 3) die Menge Pulver od. Blei, welche gewöhnlich zu einer solchen Ladung genommen wird; 4) die Verletzung od. Verwundung, welche durch ein Schießgewehr bewirkt worden ist; 5) beim Getreide das Emporwachsen der Halme; 6) so v.w. Schößling; 7) das neue Werk, welches die Bienen nach dem Beschneiden des Stockes bauen; 8) beim Ausschießen des Geldes, so viel Geldstücke, als man auf einmal weiter wirst; 9) so viel Brod, als man auf einmal im Backofen bäckt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 477-478.
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