Sommer [1]

[274] Sommer, 1) die zwischen Frühling u. Herbst fallende Jahreszeit, gewöhnlich von dem 21. Juni (Sommersolstitium), als dem längsten Tage, bis zum 23. September, als der Herbstnachtgleiche (s.u. Nachtgleichen). Astronomisch durchläuft die Sonne in dieser Jahreszeit die Zeichen Krebs, Löwe, Jungfrau (Sommerzeichen), In der Meteorologie versteht man unter S. die drei Monate Juni, Juli, August. In der südlichen Hemisphäre entspricht der dortige S. unserm Winter u. umgekehrt unser S. dem dortigen Winter. In unserm S. befindet sich die Sonne zwar entfernter von der Erde als im Winter, erwärmt unsre Hemisphäre aber doch stärker, weil ihre Strahlen weniger schief auf die Erde fallen, als dies im Winter der Fall ist. Vgl. Jahreszeiten 1). 2) Die Zeit, binnen welcher die Tage am längsten sind, die Sonnenwärme die stärkste ist u. die meisten Früchte zur Reise gelangen. Da hier[274] nicht sowohl auf die Zeit, als auf die Wärme gesehen wird, so hängt hier der S. nicht sehr von der Witterung ab, u. man unterscheidet einen frühzeitigen u. späten, einen warmen u. kalten S. Der S. als allegorische Gottheit der Römer (Aestas) wurde dargestellt als eine nackte Frauensperson mit Sichel, Ährenkranz u. Garben. Bei den Slaven u. Germanen war der S. die eine der zwei Jahreszeiten u. stand im Gegensatz zum Winter. Bei den Germanen gehörte der S. (Sumar) als Sohn des Svasudhr, zum Riesengeschlecht, war von guter freundlicher Art u. besiegte den Winter im Kampfe, weshalb ihm bei seiner Ankunft ein Fest unter fröhlichen Gesängen der Jugend gefeiert wurde; dies Fest fiel vor Ostern gewöhnlich auf den Sonntag Laetare, weshalb dieser Sonntag auch in manchen Gegenden Sommertag heißt. 3) Fliegender S., so v.w. Alter Weibersommer.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 274-275.
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