Herbst [1]

[257] Herbst, 1) die Jahreszeit, von dem Tage an, wo die Sonne (scheinbar), beim Zurückgang von ihrem höchsten Stand, den Äquator durchschneidet, bis dahin, wo sie sich auf entgegengesetzter Seite am weitesten von diesem entfernt. hat. Für die nördliche Erdhemisphäre tritt Herbstanfang ein, wenn die Sonne in der Ekliptik in das Zeichen der Wage tritt (den 21. od. 22. Sept., Herbstäquinoctium). Der H. währt bis zum 21. od. 22. Dec. (Wintersolstitium); der Durchschnittspunkt des Himmelsäquators mit der Ekliptik, in welchem die Sonne bei Herbstanfang steht, heißt der Herbstpunkt u. liegt dem Frühlingspunkte diametral entgegen; auf der südlichen Hemisphäre beginnt der H. mit dem 21. od. 22. März u. entspricht unserer Frühlingszeit; 2) Zeit, wo in der Regel die lästige Sommerhitze aufhört, bis zu dem Eintritt dauernder Frostkälte,[257] also etwa September, October, November. Der H. gilt für eine ungesunde Zeit, wegen mancher in ihm herrschender Krankheiten (Herbstkrankheiten), meist auf schnellem Temperaturwechsel beruhend. Als allegorische Gottheit, als Mann od. Weib mit Krone von Weinlaub u. Trauben, od. auch mit Trauben u. Äpfeln in der Hand, auch wohl mit einem Füllhorn mit Früchten; 3) in den Weinländern, namentlich am Rhein, so v.w. Weinlese, d.h. sowohl die Zeit derselben, als euch der Ertrag des Weinstocks; daher ein ganzer H., so viel Trauben, als man nur erwarten kann; halber H., eine geringe Ernte.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 257-258.
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