Schwimmen

[1750] Schwimmen, verb. irreg. neutr. Imperf. ich schwamm; Mittelw. geschwommen; Imperat. schwimm oder schwimme. Es erfordert die Hülfswörter haben und seyn und ahmet, 1. die wellenförmige Bewegung eines flüssigen Körpers durch seinen Laut nach; in welchem Verstande es noch zuweilen im gemeinen Leben vorkommt, und das Hülfswort haben erfordert. Der Wein schwimmt auf dem Boden; oder nach einer nicht seltenen Figur, der Boden schwimmt von Wein. Ingleichen in der höhern Schreibart: Die Thräne, die im Auge schwimmt. Aber, wie man wohl bey einigen findet, das Auge, das in Thränen schwimmt, ein schwimmendes Auge, ist eine zu harte und zu sehr übertriebene Figur. Ein schwimmendes Gebirge, im Bergbaue, ein morastiges, sumpfiges. 2. Von einem flüssigen Körper (die Luft ausgenommen) getragen werden, und sich auf solche Art auf und in demselben bewegen, im Gegensatze des Untersinkens, mit dem Hülfsworte haben. Eisen schwimmt nicht. Holz schwimmt auf dem Wasser. Die Fische schwimmen im Meere. Schwimmen können. Schwimmen lernen. Sich mit Schwimmen retten. Wir haben den ganzen Tag geschwommen. Geschwommen kommen, wie man sagt, gegangen, gelaufen, gefahren, geritten kommen.


Und kommt es an den Strand geschwommen,

Gell.


Wenn das Ziel der im Schwimmen gemachten Bewegung oder ihre Richtung ausgedruckt wird, so erfordert es das Hülfswort seyn: Er ist über den Fluß geschwommen. Ich bin an das Land geschwommen. Wir sind zurück geschwommen. Figürlich. 1) Nach einer gewöhnlichen Vergrößerung, sagt man, in seinem Blute schwimmen; die Speise schwimmt in Butter. Nach einer noch weitern Figur schwimmt man in Freuden, wenn man einen sehr hohen Grad derselben in reichem Maße genießt.


Mein Herz schwimmt tief in Leid,

Weiße.


2) Sich sanft und wellenförmig bewegen, in der höhern Schreibart. Und Zephyr schwimmt auf Saaten als auf Wellen, Kleist. So auch das Schwimmen.

[1750] Anm. Bey dem Ottfried suimman, im Engl. to swim, im Schwed. ohne Blaselaut simma, im Isländ. sinna, swimma. Es ist das Neutrum von dem Activo schwemmen und das Intensivum von schweimen, und ahmet die Bewegung, welche es ausdruckt, nach. Im Isländ. ist sweima noch für schwimmen üblich. Ehedem gebrauchte man schweimen auch von der sanften schwebenden Bewegung der Vögel in der Luft.


Ze froeiden swinget sich min muot

Als der Falke in fluge tuot,

Vnd der Are in sweime,

Reinmar der Alte.



Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1750-1751.
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