Sengen

[56] Sêngen, verb. regul. act. die haarigen oder den Haaren ähnlichen Theile auf der Oberfläche eines Körpers abbrennen. Ein geschlachtetes Schwein, eine gerupfte Gans sengen. Die Hutmacher sengen die Hüte, wenn sie ihnen mit angezündetem Strohe die längsten Haare benehmen. Im Kriege sengen und brennen, wo sengen allem Ansehen nach das Getreide auf dem Felde abbrennen bedeutet. Die Grille und die Heuschrecke zwitscherten unter dem Schatten der Blätter im gesengten Grase, Geßn. nach einer poetischen Vergrößerung. So auch das Sengen.

Anm. Es scheinet den Laut nachzuahmen, welchen das Feuer in dergleichen haarigen Theilen verursacht, und ist mit zünden u.s.f. verwandt. Die Niedersachsen sagen dafür schroien. Man bemerke die Ähnlichkeit zwischen schreyen und schroien, und zwischen sengen und singen; lauter Beweise, daß ähnliche Wörter sehr verschiedene Dinge bedeuten, wenn sich nur eine Ähnlichkeit in dem Tone dieser Dinge befindet, oder die Erfinder der Sprache sich selbige unter einem ähnlichen Laute gedacht haben.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 56.
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