Setzen (1)

[62] 1. Sêtzen, verb. regul. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert. Es ist in doppelter Bedeutung üblich. 1. Mit Heftigkeit fort beweget werden, wo es in der anständigen Sprechart theils für springen gebraucht wird. Das Pferd setzt, oder macht einen Satz, wenn es springt. Über einen Graben setzen. Mit dem Pferde über den Graben setzen, S. auch Entsetzen in der neutralen[62] und reciproken Bedeutung; theils auch von manchen andern Arten heftiger Veränderungen des Ortes. Mit dem Pferde über den Fluß, durch das Wasser setzen, schwimmen. Mit der Schaluppe über den Meerbusen setzen, rudern. An den Feind setzen, einen heftigen Angriff auf denselben thun. In jemanden setzen, figürlich, einen Versuch des Angriffes auf denselben thun. In jemanden setzen, mit Fragen, Drohungen u.s.f. in ihn dringen. S. auch Nachsetzen, das Neutrum. Da es denn zuweilen den Begriff der Heftigkeit verlieret, und überhaupt für sich erstrecken gebraucht wird. Der Gang setzt in das Gegengebirge im Bergbaue, wenn er sich in dasselbe erstreckt, bis in dasselbe ausdehnt. Ein schwarzes schieferartiges Gestein setzt in das Gebirge. 2. Entstehen, doch nur in einigen Fällen, besonders des gemeinen Lebens, und zwar unpersönlich. Es wird Händel setzen. Es hat einen fürchterlichen Zank gesetzt. Es wird gewiß Schläge setzen. Was hat es gesetzt?


Es setzte Müh genug, den Gram heraus zu würgen,

Günther.


So auch das Setzen, doch nur in einigen Fällen der ersten Bedeutung. S. auch Satz in der Bedeutung eines Sprunges.

Anm. Im Schwedischen in der ersten Bedeutung sätta. Es scheinet nicht, daß dieses Zeitwort unmittelbar mit dem folgenden Activo verwandt sey. Hier ist vielmehr die heftige Fortbewegung der Stammbegriff, welche Bewegung es durch eine unmittelbare Onomatopöie auszudrucken scheinet. Näher sind damit verwandt, das Ißländische setia, entfliehen, das Angelsächsische sithian, und das alte Gothische Factitivum satian, gehen, fort bewegen machen, d.i. senden.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 62-63.
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