Staffel, die

[271] Die Staffel, plur. die -n. 1. Die Sprossen einer Leiter, noch mehr aber die Absätze an einer Treppe, oder einer auf ähnliche Art eingerichteten Fläche, worauf man dieselbe hinan steiget; die Stufen. Auf der ersten, auf der zweyten Staffel. Die Staffeln der steinernen Treppen werden abgeründet. Ingleichen figürlich für Stufe, Grad. Die höchste Staffel der Ehre. Bis auf den (die) Staffel, da das Eisen glühend wird, Altmann von den helvet. Eisberg. 2. Bey den Mahlern ist die Staffel, oder wie sie noch häufiger heißt, die Staffeley, ein hölzernes schief stehendes Gestell, auf welche sie die in Rahmen gefaßte Leinwand, welche gemahlet werden soll, stellen. Ähnliche Staffeln oder Staffeleyen haben auch die Bildhauer zu den halb erhabenen Arbeiten, und die Kupferstecher zu den kupfernen Platten. Vielleicht weil dieses Gestell ehedem verschiedene Staffeln oder Stufen hatte, um das Gemählde hoch oder niedrig stellen zu können, welcher Endzweck jetzt durch Pflöcke erreicht wird; oder auch von dem veralteten staffen, stapfen, stellen, so daß es mit Gestell gleich bedeutend ist. 3. Von dem im Hochdeutschen ungebräuchlichen staffeln, auf und über einander stellen, Nieders. stapeln, ist im Oberdeutschen die oder noch häufiger im männlichen Geschlechte der Staffel, so viel als der Stapel, daher Staffelstadt, Staffelgüter, Staffelbar, Staffelgerechtigkeit, für Stapel. S. dieses Wort. 4. In einigen Gegenden ist es eine gewisse Ader an den Pferden, welche auch die Würfelader genannt wird; vermuthlich wegen einiger Ähnlichkeit mit einer Staffel.

Anm. In dem Theuerdanke und bey andern alten Oberdeutschen Schriftstellern Stapfel. Es ist vermittelst der Ableitungssylbe -el, ein Werkzeug, Subject, von dem veralteten staffen, stapfen gehen, steigen, stellen, bey dem Ottfried stufon, wovon[271] auch Fußstapfe und Stufe abstammen. Im Oberdeutschen ist es männlichen Geschlechtes, der Staffel.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 271-272.
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