Strotzen

[457] Strotzen, verb. regul. neutr. mit dem Hülfsworte haben, von innerer Fülle im höchsten Grade aufgetrieben, aufgeschwollen seyn. Der Beutel strotzet von Gelde, der Bauch von vielen Speisen. Ein strotzender Beutel. Bittet man den Bauern, so strotzet ihm der Bauch, Matthes. Euter, welche von Milch strotzen. Ingleichen figürlich, mit etwas überfüllet seyn. Predigten, welche von Griechischen Wörtern strotzen. Verse, die von Gedanken strotzen. Strotzende Wörter, sesquipedalia verba. Sie würden über die wüthende und von Schimpfwörtern recht strotzende Beredtsamkeit erschrecken, Gell. Ingleichen prahlen, sich mit etwas brüsten, in einigen Gegenden; Nieders. strunzen. Mit seinem Gelde, mit seiner Gelehrsamkeit strotzen. So auch das Strotzen.

Anm. Das tz in der Mitte deutet auf ein Intensivum, welches von einem veralteten stroten, strofen oder strossen abstammet, welches in dem Engl. strut, strotzen noch vorhanden ist. Der Begriff der Erhöhung, Ausdehnung ist auch hier der herrschende, daher dieses Wort gleichfalls zu Strauß, Strosse u.s.f. gehöret. Im Hannöver. ist strutt, starr, steif. Auf ähnliche Art ist von starr, in einigen Provinzen starrzen so viel als strotzen, welches aber nicht das Stammwort des unsrigen ist, wie Frisch glaubt.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 457.
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