Thau, der

[567] Der Thau, des -es, plur. doch nur zuweilen von mehrern Arten, die -e, eine Menge zarter wässeriger Dünste, welche, sowohl in Abwesenheit der Sonne, als auch des Morgens bald nach ihrem Aufgange, unvermerkt aus dem Dunstkreise auf die Oberfläche der Erde fallen. Der Thau ist ein zärterer und dünnerer Dunst als der Nebel, welcher aus verdickten Dünsten bestehet. Der letzte findet sowohl bey Tage als bey der Nacht, der erste aber nur von dem Untergange der Sonne bis zu ihrem Aufgange statt. Der Thau fällt, wenn sich diese Dünste auf der Oberfläche der Erde in zarte Tropfen auflösen. Auch die kleinen Wassertropfen, welche man nach einem gefallenen Thaue auf den Blättern der Pflanzen und Gewächse findet, führen den Nahmen des Thaues, ob sie gleich nicht allemahl von dem Thaue herrühren, sondern auch oft des[567] Nachts aus den zarten Öffnungen der Pflanzen selbst hervor schwitzen. S. auch Honigthau und Mehlthau.

Anm. In dem Isidor Dau, bey dem Notker Tou, bey dem Willeram Toiuue, im Nieders. Dau, mit andern Endlauten im Angels. Deawe, im Engl. Dew, im Dän. und Holländ. Dug, im Schwed. Dagg, im Ißländ. Diogg, im Lat. Ros, womit das Slavonische und Wendische Rosa überein kommt. S. Thauen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 567-568.
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