Traut

[657] Traut, adject. sehr geliebt, werth. Ephraim ist mein trautes Kind, Jer. 31, 20. Ein trauter Freund. Zuweilen auch im Superlativo, trautste Madame. In dem gewöhnlichen Sprachgebrauche der Hochdeutschen kommt es jetzt seltener vor, dagegen es im Ober- und Niederdeutschen gangbarer zu seyn scheinet. Nieders. truut, truten, wo es ein Schmeichelwort geliebter Personen ist. Im Wallisischen ist drud gleichfalls zärtlich geliebt. Es stammet ohne Zweifel von 1 Trauen her, so fern es ehedem lieben bedeutete, welche Bedeutung aus dem Niederdeutschen am erweislichsten ist. Im Ital. ist daher Drudo ein Buhler, Liebhaber. So fern der Begriff der Treue eine Figur der Liebe ist, war traut ehedem auch so viel wie getreu. Gottes druter, der Gott getreu ist, Ottfried; wo aber auch der Begriff eines Geliebten statt findet. In dieser Bedeutung wird es jetzt nicht mehr gebraucht, so wie es denn auch in der ersten Bedeutung in der Adverbial-Form ungewöhnlich ist. Im Alt-Franz. ist drud, getreu, und Drurie, die Treue. S. 1. Trauen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 657.
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