Ulme, die

[791] Die Ulme, plur. die -n, oder der Ulmbaum, des -es, plur. die -bäume, ein hochstämmiger Baum, welcher in ganz Europa wild wächset; Ulmus Linn. In einigen Gegenden lautet dieses Wort Ilme, Ilmbaum, im Niederdeutschen und Obersachsen hingegen ist dieser Baum unter dem Nahmen der Küster, am bekanntesten. Die gemeine Feldulme oder breitblätterige Ulme, Ulmus campestris, heißt in der Pfalz Effer, Effenbaum, in andern Gegenden Fliegenbaum, weil sich die Fliegen in außerordentlicher Menge auf demselben aufhalten, Leimbaum; die schmahlblätterige aber, Ulmus minor, Iper, Steinlinde, im Nieders. Wieke, Steckwieke, Bastwieke, in andern Gegenden Wietzer. Die Bastilme oder Lindbast, und die Rauchlinde sollen noch einige besondere Arten seyn.

Anm. Im Angels. und Engl. Elm, im Schwed. Ulm, im Dän. Ulm, im Ißländ. Almur, im Lat. Ulmus, im Ital. Olmo, im Franz. Orme, Ormeau. Da dieser Baum im ganzen Europa einheimisch ist, so ist nicht glaublich, daß sein Nahme aus dem Lat. Ulmus unmittelbar sollte seyn entlehnet worden, wohl aber, daß alle diese Wörter aus einer gemeinschaftlichen ältern Quelle herstammen; welches diese aber ist, läßt sich nur vermuthen. Wenn dieser Baum der Fäulniß vor andern unterworfen wäre, so könnte man das Nieders. Ulm, Olm, Fäulniß, besonders im Holze, ulmen, ins Holz faulen, modern, ulmig, faul, für das Stammwort ansehen. Da dieser Umstand aber wegen des festen harten Holzes dieses Baumes nicht wahrscheinlich ist, so scheinet der schnelle ansehnliche Wuchs, der bey diesem Baume vorzüglich in die Augen fällt, der Grund der Benennung zu seyn, und da würden des Latein. Alnus, unser Eller, Erle, (Erle, für Elne, wie Franz. Orme, für Ulme,) und Ulme, zu dem alten Stammworte al, el, hoch, groß, gehören, S. All, Elle, Elephant und so ferner.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 791.
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