Unschlitt, das

[887] Das Unschlitt, des -es, plur. car. ein nur in manchen Sprecharten, besonders Ober-Deutschlandes, übliches Wort, den Talg zu bezeichnen. Daher das Unschlittlicht, ein Talglicht. Das Unschlittamt zu Nürnberg ist ein obrigkeitliches Amt, welches aus drey Abgeordneten des Rathes, einem Amtmann aus den Patriciis, einem Schreiber und einem Unschlittschauer bestehet, und in welches die Fleischer alles ihr Unschlitt oder Talg liefern, die Lichtzieher und Seifensieder aber ihr Bedürfniß von demselben nehmen müssen. Das Wort wird in den gemeinen Mundarten sehr verstellet, indem es bald Unschlitt, bald Unschlicht, Inschlicht, Inschlitt, Inselt, Insel, Angels. Insil, und in einigen Gegenden, z.B. im Osnabrückischen, gar Ungel lautet, nach welcher Form auch bey dem Apherdian Ungelkerze ein Talglicht ist. Diese Unbeständigkeit in der Aussprache macht die Abstammung schwer und ungewiß. Indessen ist am wahrscheinlichsten, daß die Form Ungel der Quelle am nächsten kommt, indem dieselbe mit ungere, Unguentum, verwandt ist, und einen fetten schmierigen Körper bedeutet. Die Gaumen- und Zischlaute werden häufig mit einander verwechselt, daher Ungel und Insel nur als verschiedene Mundarten eines und eben desselben Wortes angesehen werden müssen, woraus denn in härtern Mundarten Unschlitt, Inschlicht geworden. Diese letzte Form hat den Frisch verleitet, es für ein aus Ungel und Licht zusammen gesetztes Wort zu halten, und es eigentlich durch ein Talglicht zu erklären, welches aber wider allen Sprachgebrauch ist. Im Dänischen ist Ister, Schmalz.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 887.
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