Untergang, der

[907] Der Untergang, des -es, plur. doch nur in der dritten Bedeutung, die -gänge. 1) Eigentlich, die scheinbare Bewegung eines Himmelskörpers unter den Horizont eines andern; der Niedergang, obgleich nicht so häufig; bey den ältern Oberdeutschen Sedelgang. Der Untergang der Sonne. Vor, nach Sonnen Untergang. Der Untergang eines Sternes, dessen Verschwindung unter dem Horizonte. Von der Himmelsgegend, wo die Sonne unter zu gehen scheinet, ist es veraltet; indem Abend und West dafür üblicher sind. 2) Figürlich ist der Untergang, das Aufhören des Daseyns eines Dinges, ingleichen die Zerstörung der zweckmäßigen Ordnung der Theile eines Dinges; Lat. Interitus. Der Untergang einer Stadt, sowohl die Zerstörung derselben, als auch das Aufhören ihres Wohlstandes. Das Reich ist seinem Untergange nahe. Die Handlung von dem Untergange erretten. 3) In einigen Gegenden wird die von beeidigten Personen unternommene Besichtigung der Feld- und Flurgränzen, welche an andern Orten der Übergang, ingleichen der Umgang heißt, der Untergang genannt. Einen Untergang halten, die Feld- und Flurgränzen besichtigen. Da denn eine solche Besichtigung der Stadtfelder der Oberuntergang, der Dorffelder aber der Unteruntergang[907] genannt wird, so sehr auch das letztere das Ohr beleidiget. Die Bedeutung des Vorwortes ist in diesem Falle dunkel. S. Untergehen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 907-908.
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