Unterschied, der

[923] Der Unterschied, des -es, plur. die -e, von dem Zeitworte unterscheiden. 1. Dasjenige, wodurch etwas in zwey verschiedene Dinge unterschieden oder abgesondert wird. (1) Im eigentlichen Verstande, wo man dasjenige, wodurch man einen Raum in zwey verschiedene Räume theilet, noch einen Unterschied zu nennen pflegt. Daß euch der Vorhang ein Unterschied sey zwischen dem Heiligen und dem Allerheiligsten, 2 Mos. 26, 33. Es werde eine Veste zwischen den Wassern, und die sey ein Unterschied zwischen den Wassern, 1 Mos. 1, 6. Einen Unterschied in einem Stalle, in einem Zimmer machen. Da man denn auch wohl einen auf solche Art abgetheilten Raum einen Unterschied zu nennen pflegt. Es liegt in diesem Unterschiede, in dieser Abtheilung des Schrankes. Aber von dem Raume, welcher zwischen zwey Örtern befindlich ist, der Unterschied der Örter, für Entfernung, ist es im Hochdeutschen veraltet. (2) Figürlich, dasjenige, was da macht, daß ein Ding von anderer Art ist, als ein anderes, wo doch diese andere Eigenschaft, dieser andere Umstand allemahl nach Maßgebung des Zusammenhanges verstanden werden muß, indem im eigentlichsten Verstande alle Dinge von einander unterschieden sind. Es ist kein Unterschied unter ihnen, in Ansehung des Umstandes, welchen man vor Augen hat, der Farbe, der Größe, der Güte, u.s.f. Der Unterschied des Standes, welchen der verschiedene Stand macht. Allen Unterschied der Stände aufheben. Der ganze Unterschied besteht darin. Zwischen dir und ihm ist darin kein Unterschied. So ein großer Unterschied herrschet unter den Dingen! Der Unterschied der Fähigkeiten, auch, und vielleicht noch bestimmter, zwischen oder unter den Fähigkeiten. Das ist eben der Unterschied. Aber, nicht Unterschied wissen, was recht und link ist, Jon. 4, 11, für, rechts und links nicht zu unterscheiden wissen, ist ungewöhnlich. In der Rechenkunst ist in der Subtraction und bey den Proportionen der Unterschied, oder die Differenz, diejenige Zahl, aus welcher erhellet, um wie viel Einheiten die eine größer ist als die andere. So ist 3 der Unterschied zwischen 5 und 8. So angemessen der Plural in dieser ganzen ersten Bedeutung der Sache selbst ist, entweder von mehrern Arten, oder von mehrern Individuis, so selten kommt er doch vor.


Mißt ihm die Unterschiede der Wesenleiter ab,

Dusch.


[923] 2. Derjenige Zustand des Gemüthes, oder diejenige Handlung der Seele, da sie den Unterschied zwischen zwey Dingen bemerket, von unterscheiden 2 (3), und ohne Plural; wo es doch nur in den engern Bedeutung dieses Zeitwortes üblich ist die Bemerkung dieses Unterschiedes zur Bestimmung seines Verhaltens zu bezeichnen, um einem von den beyden Dingen den Vorzug zu geben, es nach Maßgebung des bemerkten Unterschiedes zu behandeln. Die durch Gewohnheit haben geübte Sinne, zum Unterschied des Guten und Bösen, Ebr. 5, 14. Alles ohne Unterschied tadeln. Ohne Unterschied der Personen. Alle Gerüchte ohne Unterschied für wahr annehmen. Mit Unterschied reden. In eben dieser Bedeutung wird auch die R.A. einen Unterschied machen, gebraucht, welche um deßwillen mit unterscheiden nicht gleich bedeutend ist. Einen Unterschied machen, unter dem, was befohlen, und was bloß erlaubt ist. Sie halten unter dem Heiligen und Unheiligen keinen Unterschied, Ezech. 22, 26; wo doch einen Unterschied halten, für machen, eben so ungewöhnlich ist, als haben, Sprichw. 5, 2: daß dein Mund wisse Unterschied zu haben.

Anm. Schon im Isidor Undarscheit, bey dem Notker Underskeit, in einigen gemeinen breiten Mundarten noch jetzt Unterscheid, welche Form auch in der Deutschen Bibel häufig vorkommt. Im Oberdeutschen ist es weiblichen Geschlechtes, die Unterschied. Unterschied bedeutet eigentlich das, was zwey Dinge von einander unterscheidet, Verschiedenheit aber theils den Zustand, da mehrere Dinge unterschieden sind, theils auch dasjenige überhaupt, was an einem Dinge von anderer Art ist, als an andern.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 923-924.
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