Weich

[1443] Weich, -er, -este, adj. et adv. 1. Eigentlich, einem Drucke leicht nachgebend, ohne den Zusammenhang zu verlieren; im Gegensatze des hart. Weiche Eyer, ein Ey weich sieden. Weiches Brot. So weich wie Wachs. Ein weiches Bett, weiches Küssen, weiche Federn. Weich liegen, sitzen, auf weichen Küssen. Weiches Getreide, der Hafer, im Gegensatze des harten, d.i. des Rockens, Weitzens und der Gerste. In das Weiche fallen, in den Koth. Weiches Wetter, kothiges. In etwas weiterer Bedeutung ist weich, was sich mit weniger Kraft theilen läßt. Weiches Holz, im Gegensatze des harten. Weiches Eisen. 2. In weiterer Bedeutung. Weiche Speisen, welche leicht zu verdauen sind, im Gegensatze der harten. Weiches Wasser, welches wenige erdige Theile bey sich hat, im Gegensatze des harten. 3. Figürlich. (1) Weiche Buchstaben, in der Grammatik, welche zu ihrer Aussprache weniger Anstrengung erfordern, als ihre ähnlichen harten. So sind b, d, und g die weichen Buchstaben von den harten, p, t, und k. (2) Die weiche Tonleiter, der weiche Ton, wo die Tertie nur Einen ganzen und Einen großen halben Ton in drey Stufen enthält, die kleine; im Gegensatze der harten oder großen,[1443] wo sie zwey ganze Töne in drey Stufen enthält; mit fremden Wörtern moll und dur. (3) Weich machen, eine weiche Manier, ein weicher Pinsel, wenn bey sanften Umrissen die Farben auf eine angenehme Art verschmolzen sind, im Gegensatze des harten. (4) Im moralischen Verstande, von jemandes Vorstellungen oder Zustande leicht gerühret. Sich weich finden lassen, nachgeben. Ein weiches Herz, welches durch anderer Noth leicht gerühret wird. (5) Im nachtheiligen Verstande verzärtelt, wollüstig, wie weichlich. O weiche Söhne tapfrer Franken, sprechet Helvetien um Männer an! Raml.


Geschwächt vom Gifte weicher Sitten,

Utz.


Anm. Schon im Isidor, Ottfried u.s.f. weich, im Nieders. week, im Angels. wac, im Schwed. vek. Ehedem bedeutete es auch krank, ingleichen schwach, welches letztere bloß vermittelst des vorgesetzten Zischlautes davon gebildet ist. Es ist mit dem Verbo weichen, cedere, genau verwandt, und ohne Zweifel die Wurzel desselben.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1443-1444.
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