Welle, die

[1477] Die Wêlle, plur. die -n, Diminut. Wellchen. 1. Eine vorüber gehende Erhöhung auf der Oberfläche des in Bewegung gesetzten Wassers; wo Welle von allen solchen Erhöhungen, ohne Rücksicht auf die Größe, Woge aber nur von großen, langen Wellen gebraucht wird. Das Meer wirft oder schlägt Wellen, wenn die Oberfläche in Bewegung gesetzt ist. Figürlich bedeuten die Wellen auch wohl das Meer, oder sonst ein großes Wasser. Von den Wellen verschlungen werden, auf einem Flusse, See, u.s.f. untergehen. 2. Ein um seine Axe beweglicher Cylinder, so fern er ein Rad, oder andere Theile einer Maschine in Bewegung setzt. So werden die körperlichen Axen der Räder in den meisten Fällen Wellen genannt. Die Wellen der Orgelbauer und Bortenwirker hingegen, tragen keine Räder, dienen aber, andere Bewegungen hervor zu bringen. 3. Ein Bündel Reisholz, ein Reisbündel, im Festungs- und Wasserbaue, eine Faschine. 4. In manchen Gegenden wird auch eine hervor ragende Sandbank in einem Flusse, eine Welle, Sandwelle genannt, wofür an andern Orten Häger, Horst u.s.f. üblich sind.

Anm. In allen diesen Bedeutungen scheint die wallende und wälzende Bewegung der Grund der Benennung zu seyn. In den beyden ersten ist sie es gewiß. In der dritten kann die Figur von der cylindrischen Ründe, und in der vierten von der den Wellen ähnlichen Erhöhung hergenommen seyn; ob sich gleich die vierte Bedeutung vielleicht noch schicklicher von Wall ableiten lassen würde. Übrigens lautet Welle in der ersten Bedeutung schon bey dem Notker wello, womit das Engl. Wheel, und Schwed. Hjul, beyde in der Bedeutung eines Rades, genau verwandt sind. Auch im Slavonischen ist Wall, die Welle, Achse, und walam, ich wälze.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1477.
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