Widern

[1522] Wídern, verb. regul. act. 1. Widerwillen, besonders sinnlichen Widerwillen erwecken, nur in der dritten Person und ohne Passivum. Eigentlich mit dem Accusative. Diese Speise widert mich, oder, es widert mich vor dieser Speise. Es widert mich, von ihr zu essen. Ingleichen, Überdruß erwecken. Es widert ihn etwas sehr bald, er wird einer Sache sehr bald überdrüssig. Es widert mich, zu leben. In der Deutschen Bibel kommt dieses Wort Ein Mahl mit dem Dative der Person vor: was meiner Seele widerte, zuwider war, Hiob 6, 7; welcher Casus doch seltner ist. 2. * Widerwillen gegen etwas empfinden, es verabscheuen, hassen. Den Gestank widern. Diese Bedeutung scheinet die älteste zu seyn, indem widaron, für respuere schon im Kero und Ottfried vorkommt. 3. * Sich widern, sich widersetzen. Wollten sich der Fahrt gewidert han, Theuerd. In einigen Oberdeutschen Provinzen hat man auch das Substantiv, die Widerung, einen geringern Grad des Ekels, oder sinnlichen Abscheues zu bezeichnen. Widerung vor oder gegen etwas haben.

Anm. Die beyden letzten Bedeutungen sind im Hochdeutschen veraltet, und schon die erste kommt daselbst seltener vor. Es ist von der Präposition wider. Im Oberdeutschen ist Widerung auch Ekel, Abscheu.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1522.
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