Alcibiades

[30] Alcibiades. Dieser berühmte Grieche, Sohn des Clinias und der Dinomache, wurde vor der Hälfte des fünften Jahrhunderts vor Chr. Geb. geboren. Die Natur hatte ihn nicht nur mit einer außerordentlichen Schönheit und einer alle Herzen erobernden Miene, sondern auch mit ausnehmenden Talenten, die seltensten Vorzüge in sich zu vereinigen, und mit einer außerordentlichen Biegsamkeit [30] des Geistes begabt. Er war eben so groß als Feldherr als als Redner: er war ein großer Wollüstling; aber wenn es galt, war er eben so arbeitsam und geduldig. Die Geschichtschreiber fällen das Urtheil über ihn, daß er ausschweifend im Guten und Bösen und sein Charakter eine Mischung von großen Tugenden und großen Lastern gewesen sei. Er wurde in dem Hause des Perikles erzogen, und Sokrates suchte seinen Geist und seine Sitten zu bilden. Während des Peloponnesischen Krieges zeichnete er sich als Atheniensischer General wider die Syracusaner sehr aus. Er wurde aber dann dem Volke verdächtig gemacht und in seiner Abwesenheit angeklagt; da er sich nicht stellte, so wurde er verurtheilt und seine Güter wurden eingezogen. Er ging zu den Lacedämoniern, hierauf zu den Persern, wurde aber nachher sehr ehrenvoll von den Atheniensern wieder zurück berufen, und zeigte sich hier wieder als General; allein da er abermahls die Gunst des Volks verlor, so verbannte er sich selbst aus seinem Vaterlande. Er wurde sehr wohl von dem Persischen Feldherrn Pharnabazus aufgenommen; als aber Lysander von Lacedämon auf seine Auslieferung drang, so ließ Pharnabazus seinen Gast auf eine meuchelmörderische Art ums Leben bringen. Die Schilderung des Alcibiabes von Herrn Meißner ist bekannt; sein Bildniß hat sich uns in geschnittenen Steinen erhalten.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 30-31.
Lizenz:
Faksimiles:
30 | 31
Kategorien: