Der Terminismus

[95] Der Terminismus heißt die Lehre, welche behauptet, daß Gott jedem Menschen einen gewissen Termin gesetzt habe, binnen welchem er sich bekehren könne: sobald dieser versäumt sei, dann dürfe der Mensch weder Vergebung der Sünden, noch Seligkeit hoffen. Diese Lehre der so genannten Gnadenzeit hat zu Ende des 17ten und zu Anfange des 18ten Jahrhunderts eine der heftigsten und – man kann es nicht läugnen – eine der unnützesten Streitigkeiten unter den Gottesgelehrten veranlaßt, wozu ein gewisser M. Böse (Diacon. zu Sorau) im Jahr 1698 die erste Veranlassung gab, und worüber eine Menge Schriften gewechselt wurden. Der Streit über diese mit Vernunft und Religion ganz im Widerspruch stehende Lehre wurde nur erst nach vielen Jahren und mit größter Mühe gedämpft. Diejenigen, welche die unsinnige Lehre behaupteten, hießen Terministen.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 6. Amsterdam 1809, S. 95.
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