Doctor Grahams himmlisches Bette

[126] Doctor Grahams himmlisches Bette. Doctor Graham, ein reicher Schottländer, begab sich nach London, und eröffnete im J. 1780 im Vertrauen auf die ihm beiwohnende Kenntniß der Menschen einen Tempel der Gesundheit, wie er sein Haus nannte. Er gab gedruckte Lebensregeln, vermöge welcher er vorgab, der Unfruchtbarkeit des einen und dem Unvermögen des andern Geschlechts abzuhelfen, verkaufte zu diesem Zweck einen göttlichen Balsam, die Bouteille für eine Guinee, und hatte endlich, als letztes Mittel, ein wunderbares und himmlisches Bette verfertigt, das er Magnetico-Electric nannte, und das ihm mit dem Apparat dazu 16,000 Pf. St. gekostet haben soll. Dieses himmlische Bette, welches äußerst prächtig ist, ruht in einem großen und prächtigen Zimmer, rechter Hand eines Orchesters, auf sechs massiven und transparenten Säulen; in einem benachbarten Cabinet ist ein Cylinder, durch welchen die Ausflüsse des himmlischen und alles belebenden Feuers in das Schlafzimmer geleitet, so wie auch die Vapenrs stärkender Medicamente und orientalischen Räucherwerks durch gläserne Röhren dahin geführt werden. Zu [126] diesem allen kommen noch die melodischen Töne der Harmonica etc. Graham (eine Nacht in diesem Bette kostete 50 Pf. St.) und reiche nach Wollust jagende Engländer befanden sich wohl hierbei. »Indeß würde man den Engländern Unrecht thun, sagt Archenholz, wenn man glaubte, daß die Hoffnung der wunderbaren Wirkungen sie so häufig zu diesem himmlischen Bette führte, welches Graham im März 1784 nebst andern dazu gehörigen außerordentlichen Dingen verkanfte.« Eben dieser Graham bemühte sich 1790, den Engländern das Erdbad zu empfehlen, welches darin bestand, sich nackend bis an den Hals in die Erde graben zu lassen, wovon er selbst das erste Beispiel gab.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 2. Amsterdam 1809, S. 126-127.
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