Gottfried August Bürger

[190] Gottfried August Bürger. Wenige Dichter haben das Glück, so allgemein gelesen zu werden, als dieser Lieblingsdichter unsrer Nation. Auch ist nicht nur der Stoff seiner Gedichte der allgemeinen Empfindungsart so angemessen, sondern auch der Ton derselben der lebendigen Mundsprache so entnommen, daß es ihm unmöglich fehlen konnte, unter allen Classen von Lesern Freunde zu gewinnen. Und wiewohl man mit Grund befürchten muß, daß man, indem man ihm den Namen eines Volksdichters beigelegt, vorzüglich an diejenigen Eigenschaften seiner Werke gedacht habe, welche denselben sogleich auch bei den weniger gebildeten Ständen Eingang verschaffen, so würde man doch sehr irren, wenn man glauben wollte, daß er das feinere Gefühl beleidige und für die gebildeten Stände weniger genießbar wäre, wenn er auch das Ideal des Dichters, welches der Recensent seiner Gedichte in der Jenaischen A. L. Z. vielleicht selbst idealisch, entwirft, nicht erreicht haben sollte. Er starb im Jahr 1794 als Professor zu Göttingen, nachdem er die letztern Jahre seines Lebens in mehrerer Rücksicht nichts weniger als glücklich verlebt hatte. Man sieht einer neuen Ausgabe seiner Gedichte wie auch seiner Lebensbeschreibung entgegen.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 190.
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