Gottfried Silbermann

[289] Gottfried Silbermann – ein Name, gewiß jedem Clavier- und Orgel-Spieler gleich verehrungswerth – war zu Frauenstein im Meißnischen geboren. Bei seinen sehr großen Kenntnissen in der Mechanik und bei einem bedeutenden Vermögen, wodurch er immer den ausgesuchtesten Vorrath von gutem ausgetrockneten Holze hatte, konnte er auch seinen Instrumenten die so bewunderte Vollkommenheit geben. Der bekannte Hamburger Bach besaß beinahe 50 Jahre lang ein Clavier von diesem Meister, das weder an seinem schönen Tone, noch an der Festigkeit das Mindeste verlor. Auch die beliebten Pianoforteʼs hat Silbermann, wenn gleich nicht erfunden – diese Ehre macht ihm Schröter (s. dies. Art.) streitig – aber doch in hohem Grade vervollkommnet. Der alte berühmte Seb. Bach hatte eines dieser Pianoforteʼs, welche übrigens in Flügelform gebaut waren, bespielt, und manches daran getadelt: dieß verdroß Silbermann, der keinen Tadel vertragen konnte, so sehr, daß er keines dieser Instrumente weiter ausgab, Jahre lang über den gerügten Fehler nachdachte, und endlich auch wirklich dem Instrumente die Vollkommenheit, besonders in Rücksicht des leichtern Tractaments, gab, die nun Bach selbst eingestehen mußte. – Außer der Erfindung des Cembal dʼAmour, gebührt ihm noch der größte Ruhm als Orgelbauer: die Sauberkeit, Güte und Dauer seiner Werke, die große Einfachheit bei der innern Anlage, die volle und prächtige Intonation, so wie die leichte und bequeme Claviatur, geben seinen Werken einen außerordentlichen Werth. Die schönen Orgeln in Freiberg, in Dresden (in der katholischen [289] Schloßkirche sowohl als in der Frauen- und Sophienkirche) und an mehrern Orten werden immer die redendsten Denkmähler dieses großen Künstlers bleiben. – Er starb ums J. 1756. Sein Bruder zu Strasburg, bei dem er zuerst die Orgelbau-Kunst erlernt hatte, hinterließ drei Söhne, von denen der älteste, Johann Andreas, als Orgelmacher, und der jüngste, Joh. Heinrich, als Fortepiano-Bauer in Strasburg, und überhaupt in Frankreich, den Ruf dieses Namens fortgepflanzt haben.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 5. Amsterdam 1809, S. 289-290.
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