Gracchus

[124] Gracchus, zwei berühmte Römer sind unter dem Namen Tiberius und Cajus Gracchus in der Römischen Geschichte bekannt. Beide waren eifrige Freunde des Volks, und vertheidigten dessen Rechte gegen die Anmaßungen des Römischen Senats; beide erfuhren aber auch die Unbeständigkeit der Volksgunst, und wurden zuletzt die Opfer ihrer Entwürfe. Sie wollten den ärmern Römischen Bürgern zu Hülfe kommen; und der ältere Gracchus machte deßwegen als Volkstribun im Jahr 621 nach Erb. R. ein Ackergesetz bekannt, vermöge dessen Jeder nur eine festgesetzte Anzahl Aecker besitzen, und die übrigen an die ärmern Bürger, welchen durch die Menge Sclaven, die sich die Reichen zu halten pflegten, aller Unterhalt abgeschnitten war, zu gleichen Theilen überlassen werden sollten. Das Gesetz ging durch; aber Gracchus erlebte seine Ausführung nicht, sondern wurde einige Zeit nachher in einem Aufruhr getödtet. Sein jüngerer Bruder, Cajus, welcher mit ausgezeichneten Talenten eine hinreißende Beredsamkeit verband, machte im Jahre 631 die nehmlichen Versuche, hatte aber ein eben so unglückliches Schicksal, und ließ sich von seinem Sclaven [124] erstechen, um nicht lebendig in die Hände seiner Verfolger zu fallen. Rom würde von den Anordnungen dieser beiden Männer viel Nutzen gehabt haben, wenn ihnen die habsüchtigen und lasterhaften Senatoren nicht aus allen Kräften entgegen gewirkt hätten.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 2. Amsterdam 1809, S. 124-125.
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