Jason

[263] Jason, (alte Gesch. u. Mythol.) der erste Grieche, der eine weite Seereise unternahm. Er lebte nicht lange vor dem Trojanischen Kriege, und unternahm die berühmte Fahrt nach Kolchis, die man den Zug der Argonauten nennt, deren Veranlassung und Zweck in dem Artikel Argonauten erzählt worden ist, und welche glücklich von Statten ging. Aeetes, Fürst von Kolchis, wollte dem Jason das goldne Vließ nicht übergeben; er bekam es aber theils durch seine Tapferkeit, theils durch die Zauberkünste der Medea, der Tochter des Aeetes. Er entfloh mit ihr über das[263] schwarze Meer und die Donau hinauf, nahm sie zur Gemahlin, und brachte endlich nach zahllosen Abenteuern das Vließ als Siegeszeichen zum Pelias. Medea, die uns die Fabeln der Alten als sehr grausam und als eine der ersten Zauberinnen schildern, ließ den Pelias umbringen, übergab Jasons Vater, den sie durch einen Zaubertrank verjungt hatte, die Regierung, und wandte sich mit ihrem Gemahl nach Korinth. Da sie derselbe aber sehr haßte, und schon eine Korintherin, Kreusa, zur Braut genommen hatte; so war Medea in ihrer Wuth so ausgelassen, daß sie die Kreusa vergiftete, und ihre eignen mit Jason erzeugten Kinder ermordete. Ja sie verließ ihren Gemahl, heirathete den König Aegeus zu Athen; sie mußte aber wieder von ihm fliehen, und seitdem verschwindet ihr Name aus der Geschichte. Jason selbst ward bald ein Opfer des vielfachen Kummers, den ihm Medea verursacht hatte, und starb noch bei Lebzeiten seines Vaters aus Gram über sein Schicksal; allein sein Andenken blieb den Griechen unvergeßlich. Er und Theseus waren die größten Helden, die das Vaterland vor dem Trojanischen Kriege erzeugt hatte; und seine Geschichte gab den Dichtern Griechenlands und Roms Stoff zu den schönsten Gesängen.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 2. Amsterdam 1809, S. 263-264.
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