Reagentien

[83] Reagentien, oder gegenwirkende Mittel, nennt der Chemiker diejenigen Materien, welche entweder durch die Veränderungen, die sie erleiden, oder durch die Wirkungen, die sie hervorbringen, die Gegenwart und die Natur gewisser Stoffe erkennen lassen. Gewisse blaue und rothe Pflanzensäfte sind Reagentien; denn sie werden durch Säuren und Alkalien in Ansehung ihrer Farben verändert, und können daher als Probeflüssigkeiten für die genannten Salze gebraucht werden. Die Reagentien, deren man sich gewöhnlich zur Entdeckung der Säuren bedient, sind der Veilchensaft und die Lackmußtinctur, Substanzen, in welchen die blaue Farbe durch jene Principe augenblicklich in eine rothe umgewandelt wird. Bei den Alkalien wendet man außer dem Veilchensafte noch die Abkochung des Fernambuckholzes und die gelbe Tinctur der Curcumawurzel als gegenwirkende Mittel an. Diese Salze, welche auch Laugensalze genannt werden, färben den Saft der Veilchen grün, das rothe Fernambuckdecoct violett, und das Gelb der Tinctur der Curcuma braun. Zu denjenigen Reagentien, welche durch die Wirkungen, die sie hervorbringen, das Vorhandensein und die Beschaffenheit gewisser Substanzen zu erkennen geben, gehören sehr viele, und insbesondere alle diejenigen Materien, deren sich der Chemiker als Füllungsmittel bedient. Als ein Beispiel der Reagentien der letzten Art kann man das feuerbeständige Alkali nennen; denn dieses Laugensalz schlägt aus der Salpetersäure die aufgelöste Kalkerde nieder, wenn es zu der Auflösung, die beide Materien mit einander bilden, gesetzt wird.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 4. Amsterdam 1809, S. 83-84.
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