Rehnschöld

[129] Rehnschöld, ein bekannter General des unglücklichen Carls des zwölften. Er war ein Günstling des Kanzlers Piper (der ihn auch dem Könige empfahl, als er den Krieg nach Deutschland spielen wollte); ein unedler und ränkevoller Nebenbuhler des großen Löwenhaupt, der sich jedoch immer großmüthig gegen ihn betrug. Carl konnte Rehnschöld nicht bitterer kränken, als wenn er Löwenhaupt pries. Er wurde in der Schlacht bei Pultawa, wo ihm Carl ein Commando übertragen hatte, und wo er die Maßregeln seines Königs ohne Zurückhaltung tadelte, keine Befehle von Löwenhaupt annehmen wollte, und mit unüberlegter Hitze verfuhr, gefangen genommen. Voltaire giebt ihm Schuld, er habe 1706 nach der Schlacht bei Fraustadt 6000 gefangene Russen, welche knieend um Pardon flehten, niederhauen lassen. Ohne der Unwahrscheinlichkeit zu gedenken, daß 6000 Russen auf den Knieen um ihr Leben bitten sollten, so war [129] bekannter Maßen Menschlichkeit gegen Ueberwundene ein Hauptzug in Carls Charakter; und dieser war damahls viel zu weit von Rehnschöld entfernt, um ihm Befehle zu ertheilen und von ihm Berichte zu erhalten. Ist also das Factum gegründet, so kommt das Abscheuliche desselben ganz auf Rehnschölds Rechnung zu stehen.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 4. Amsterdam 1809, S. 129-130.
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