Riumin Alexei Bestuchef

[151] Riumin Alexei Bestuchef. Dieser in der neuern Geschichte merkwürdige Mann, welcher eine Zeit lang das Russische Reich regierte, war geboren zu Moskau 1693. Er begleitete anfangs als Cavalier die Russische Gesandtschaft zu dem Utrechter Frieden, ward Minister am Englischen Hofe, hierauf Russisch kaiserlicher Ober-Kammerjunker und Gesandter am Dänischen Hofe. Die Kaiserin Anna machte ihn zum geheimen Rath und Cabinetsminister. Er kam, nachdem er dem Herzog von Curland während der Minderjährigkeit des Prinzen Juan die Regentschaft ausgewirkt, und dieser wieder entsetzt worden, in Verhaft. Die Kaiserin Elisabeth setzte ihn wieder auf freien Fuß, erhob ihn in den Grafenstand, und machte ihn zum Reichs-Vicekanzler. Er bewies sich auf diesem Posten als einen Freund des Hauses Oestreich, und brachte, vermöge seiner Abgeneigtheit gegen das königl. Preuß. Haus, im J. 1746 die merkwürdige Allianz zwischen den beiden Kaiserhöfen zu Stande, leitete auch damahls den Krieg wider Preußen ein. Die Unpäßlichkeit der Kaiserin ließ ihn ihren Tod befürchten; er suchte ihre Successions-Verordnung umzustoßen, den Großfürsten Peter Fedrowitsch, von dem er gehaßt wurde und den er wieder haßte, von der Russischen Thronfolge auszuschließen, und dieselbe auf den Prinzen Paul Petrowitsch zu bringen. In dieser Absicht schrieb er an den General Apraxin, der die Russischen Truppen im siebenjährigen Kriege commandirte, daß er unverzüglich mit der Armee aus Preußen zurückkehren möchte; Apraxin that solches gerade nach der für die Russen so glücklich ausgefallenen Schlacht bei Großjägersdorf. Die Kaiserin erhohlte sich unterdessen aber wieder, und erfuhr den Rückzug ihrer Armee; er wurde als des Hochverraths schuldig aller seiner Würden entsetzt und auf einen ihm gehörigen Flecken Goretowo verwiesen. Seine Verbannung währte nicht nur bis aus Ende der Kaiserin [151] Elisabeth, sondern auch unter der Regierung Peters des dritten fort; nehmlich von 1758 dis 1764; die Kaiserin Catharina II. aber setzte ihn mit vielen Gnadenbezeigungen wieder in seine vorigen Würden ein. Während seiner Verbannung schrieb er ein Buch, welches 1764 ins Deutsche übersetzt, und unter dem Titel Auserlesene Sprüche aus der heil. Schrift, zum Trost eines jeden unschuldig leidenden Christen zusammengetragen, herausgekommen ist.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 151-152.
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