Schraffirung

[133] Schraffirung nennt man die neben einander gesetzten, sich auch bisweilen durchkreuzenden Striche in Zeichnungen und Kupferstichen, wodurch die Schatten ausgedrückt werden. Die Schatten werden gewöhnlich von der dunkelsten Stelle gegen das Hellere nach und nach schwächer; daher werden bei der Schraffirung die Striche auch so gemacht, daß sie vom Dunkelsten gegen das Helle allmählig feiner werden. Starke Schatten drückt man durch breitere, schwache Schatten durch schmälere oder feinere Striche aus. Eine gute Schraffirung erfordert nicht nur freie, dreiste Striche, wie sich mancher junge Zeichner oder Kupferstecher einzubilden scheint, sondern eine sehr sorgfältige Behandlung, die die Frucht eines genauen und fleißigen Nachdenkens ist. Uebrigens ist die Schraffirung einfach, wenn die Striche auf einer Stelle parallel neben einander laufen, doppelt, wenn sie sich durchkreuzen.

Auf dem guten Geschmack in der Schraffirung beruht die Güte eines Kupferstichs, denn die Harmonie des Ganzen hängt meistens davon ab. Sehr vortheilhaft würde es daher sein, wenn die Akademie der zeichnenden Künste kritische Beurtheilungen der neuen Kupferstiche – für Künstler und Kunstliebhaber gleich lehrreich – herausgäben.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 5. Amsterdam 1809, S. 133.
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