Skoten

[299] Skoten hießen in den ersten Jahrhunderten der christlichen Zeitrechnung die Einwohner Schottlands, und wahrscheinlich hat dieses kleine Königreich ihnen diesen Namen zu verdanken. Diese Skoten waren Celtischen Ursprungs, und, wie die Geschichte zeugt, den Römern sehr bekannt, doch nicht unter diesem Namen, sondern unter dem Namen der Caledonier. Sie waren ein sehr kühnes und verwegenes Volk: dieß erfuhren die Römer, und in der Folge der Zeit die Britten, beide zu ihrem Schaden. Jene glaubten, daß, nachdem sie gegen die meisten Abendländer, namentlich gegen die Gallier, Spanier und Britten, so glücklich im Kriege gefochten hatten, ihnen auch der Sieg über diese Skoten, als über ein minder großes Volk, nicht entgehen könnte. Allein die Skoten, oder, wie sie von den Römern genannt wurden, die Caledonii, vertheidigten sich tapfer und behaupteten sich völlig gegen ihre Feinde, die Römer, als eine freie und nicht leicht zu besiegende Nation: vielleicht, daß der Mangel an Unterstützung, welchem die Römischen Armeen, wegen der allzugroßen Entfernung von ihrem Mutterlande, oft ausgesetzt waren; vielleicht auch, daß die den Römern ungünstige Lage in den Schottischen Gebirgen nicht wenig dazu beitrug. Kurz, die Skoten blieben unüberwindlich und frei, und das Resultat war, daß sie von nun an den Flächeninhalt, der das heutige Schottland ausmacht, in zwei kleine Königreiche umschufen, nämlich in das der Pikten und der Skoten (vergl. d. Art. Schottland), obgleich, der Theilung ungeachtet, die Könige beider Reiche in der engsten Verbindung blieben, und gegen das Ausland, vorzüglich gegen die Dänen und Britten, beständige Kriege mit dem besten [299] Erfolg in Gemeinschaft führten. Aus der Geschichte von Sachsen sowohl, als aus der von England ist bekannt genug (vergl. den Art. Sachsen), daß die Britten hauptsächlich von diesen beiden kleinen Völkerschaften, den Pikten und Skoten, nach den fruchtlosen Kriegen der Römer, so sehr beunruhigt und gedrückt wurden, daß sie am Ende (das heißt, in der Mitte des fünften Jahrhunderts) sogar die Sachsen nach England zur Unterstützung herbeikommen lassen mußten. Diese nun waren so glücklich, die Pikten und Skoten zu besiegen, und Britannien gegen ihre Einfälle gänzlich zu sichern. Von dieser Zeit an waren zwar diese beiden kleinen Völkerschaften gegen fremde Nationen ruhig, aber dagegen beunruhigten sie sich nun selber unter einander, so, daß es sogar zu mehrern blutigen Kriegen gegen einander kam; indeß gleichwohl kein Volk das andere gänzlich unterdrücken oder unterjochen konnte, bis denn endlich nach dem Tode des Hungius im 9. Jahrhunderte der König der Skoten, Kenneth II., beide Königreiche in Eines vereinigte: von dieser Zeit an werden beide Völkerschaften wieder unter dem gemeinschaftlichen Namen Skoten begriffen, aber auch beide Königreiche erhalten von dieser Zeit an den gemeinschaftlichen Namen Scotland, oder, wie wir es heut zu Tage zu schreiben gewohnt sind, Schottland (m. s. in diesem Art. das Weitere).

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 5. Amsterdam 1809, S. 299-300.
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