[110] Thamyris – Thamyras – (Mythol. u. Gesch.) ein, aus Thracien gebürtiger, wegen seiner großen Schönheit sowohl, als wegen seiner Talente in der Musik und Dichtkunst berühmter König der Scythen. Eben durch jene Eigenschaften sollte er so stolz geworden sein, daß er selbst die Musen zu einem Wettkampfe herausgefodert hätte: diese, welche natürlich den Sieg davon trugen, hätten ihn für seine Vermessenheit mit Blindheit gestraft, ihm auch außerdem noch sein Dichtertalent sowohl als seine musikalischen Kenntnisse abgenommen. – Wahrscheinlich eine Anspielung auf das etwanige Schicksal dieses Dichters, der von ungefähr blind wurde, und nun vielleicht – freilich kein Vorbild eines Dülon oder Pfeffel – seine Musik und Poesie fahren ließ. Wenigstens hatte er vorher in den Pythischen Spielen den Preis davon getragen; auch soll er mehrere große poetische Werke, unter andern eine Kosmogenie oder Theogenie geschrieben, und in letzterm den Krieg der Titanen wider die Götter besungen haben. Auch geben ihn einige für den Erfinder der Dorischen Tonart aus.