Norwegen oder Norge

[154] * Norwegen oder Norge (zu Dänemark gehörig): der südliche Theil, von ungefähr 4000 O. M. ist ziemlich angebaut; dagegen der mittlere (gegen 2000 Q. M.) weniger, und der nördliche (die Nordlande und Finmarken, von etwa 1000 Q. M. fast gar nicht bebaut. Das Land ist allenthalben gebirgig, und von Thälern durchschnitten; mehrere Berge sind mit ewigem Eise bedeckt; das Vieh ist hier sehr klein, indessen zeichnen sich die zwar kleinen, aber gut gebaueten und dauerhaften Pferde durch Geschicklichkeit im Klettern aus. Der Fischfang macht einen der größten Handelszweige – man rechnet den Betrag auf 1,203.000 Thaler. – aus; Korn ist, wenigstens für den nördlichen Theil, nicht genug zum Bedürfniß des Landes vorhanden. Der eigentliche Reichthum des Landes besteht in dem Ertrag der Bergwerke, namentlich der Eisen- und Kupfer Bergwerke; Manufakturen giebt es wenig; allein die hier gegossenen Oefen verdienen ganz besondre Auszeichnung, so wie auch das norwegische Glas ziemlich dem englischen gleich kommt. – Im ganzen Reiche sind nur 19 Städte [154] (worunter Christiania, die Hauptstadt von 11,000 Einwohnern, sich als eine der vorzuglichsten nordischen Städte, auch durch ihren Handelsverkehr mit dem größten Theil des Landes, mit Copenhagen, und mit allen fremden Ländern auszeichnet) in den Nordlanden gar keine; auch besitzt es nicht einmal eine Universität. Die Zahl der Einwohner schätzt man ungefähr Eine Million. –

Die älteste Geschichte Norwegens ruht in tiefem Stillschweigen: erst vom 9. Jahrh. an erhält man etwas Licht, und im J. 875 findet man den Harald Haarfagri, welcher verschiedene kleine Emirschaften in ein Reich, Norwegen, vereinte, seine Eroberungen auch auf mehrere Inseln ausdehnte, und den überwundenen Anführern der Horden einen jährlichen Tribut auflegte. Sein Urenkel, Olav Triggweson, führte 995. das Christenthum ein. In der Folge entstanden unter den Söhnen Magnus III. heftige Unruhen welche von 1103 bis 1217 fortdauerten, wahrend welcher die Päpste ihre Hierarchie in Norwegen sehr zu begründen wußten, so daß auch die Norweger bis zur Reformation des Papstes gehorsame Söhne blieben. Hako V. (1217 – 62.) brachte endlich das Reich wieder zusammen und vergrößerte es noch durch Island und Grönland. Als unter Hako VII. 1319 der bisherige Königsstamm erlosch, wurde ein Sohn von jenes Tochter, Magnus Schmeck, welcher in seinem 3. Jahre in Schweden auf den Thron gesetzt worden, auch von den Norwegern dazu erhoben, und er regierte beide Reiche bis 1363. wo sein Sohn, nachdem der Vater abgesetzt worden, folgte – Durch die calmarische Union (s. Schweden Th. V S. 154 und 56. fg.) wurden die drei nordischen Reiche zu Einem Ganzen vereiniget, bis endlich durch Christian II Despotismus die Trennung Schwedens bewirkt wurde, und nun seit 1524 Norwegen und Dänemark Ein Reich bildeten.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 8. Leipzig 1811, S. 154-155.
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