Olympias

[167] Olympias, Tochter des Königs Neoptolemus in Epirus, war die Gemahlin Königs Philippus von Macedonien, und die Mutter Alexanders des Großen. (s. d. A.) Sehr schön, von vieler Regentenklugheit und hohen Geistesgaben, war [167] sie aber auch herrschsüchtig, rachgierig, grausam und ausschweifend: und Vergehungen von der letztern Art, so wie häusliche Zwistigkeiten, brachten ihren Gemahl zu dem Entschlnß, sie zu verstoßen, und die junge Cleopatra, Schwester seines Feldherrn Attalus, zu heirathen. Olympias, von Rache erfüllt, nahm an der Ermordung ihres ehemaligen Gemahls (336. vor Christl. Zeitrechn.) lebhaften Antheil, ließ die Cleopatra und ihre Tochter ebenfalls umbringen, und war – unverschämt genug, den am Kreuz hängenden Mörder des Philippus zu kronen, und seine That öffentlich zu billigen. Ihr Sohn, Alexander, erwies ihr zwar als nunmehriger König alle persönliche Hochachtung, erlaubte ihr aber keinen Theil an der Regierung Griechenlands, sondern überließ dieselbe dem Antipater. Nach Alexanders Tode (323. vor Chr.) suchte sie unter dem Streite der Kronprätendenten vergebens ihre Herrschaft auszubreiten. Zwar hatte sie nach Antipaters Tode (319. vor Chr.) den Nachfolger Polysperchon auf ihrer Seite, der sie auch aus Epirus, wohin sie geflüchtet war, nach Macedonien zurückrief: allein ihre Anmaasung, indem sie den blödsinnigen Aridäus, Bruder und Nachfolger Alexanders, nebst seiner Gemahlin Eurydice umbringen ließ, zog ihr bald die verdiente Strafe zu: denn Cassander, Polysperchons Gegner, überwand sie, nahm sie gefangen, und überredete die Verwandten jener Ermordeten, sie peinlich anzuklagen. Dieß geschah; sie wurde schnell, und ehe man ihre Vertheidigung gehört hatte, zum Tode verurtheilt, und durch Meuchelmörder ohngefähr 317. vor Chr. umgebracht.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 8. Leipzig 1811, S. 167-168.
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