Chenille

[409] Chenille bedeutet im Französischen Raupe und ist der allgemein übliche Name einer Art seidener, sammethaariger Schnüre, denen man einige Ähnlichkeit mit Raupen beilegen kann und die zu Stickereien und vielerlei Verzierungen, auch zum Broschiren der Borten von den Posamentirern, zu Kopfputz u.s.w. gebraucht werden. Um Chenille zu verfertigen, werden erst seidene 4–8 Zoll breite Bänder gewebt, welche der Länge nach durch in die Kette eingelegte Zwirnfäden in 50–100 Streifen getheilt sind, von denen jeder durch einen Zwirnfaden an den Seiten eingefaßt ist und 4–6 seidene Kettenfäden enthält. Diese Streifen werden auseinandergeschnitten, die Zwirnfäden herausgezogen, wodurch an den Seiten eine Art kurzer Fransen entstehen, welche, wenn hierauf die Streifen auf dem gewöhnlichen Drehrade der Bortenwirker zusammengedreht werden, das sammethaarige Äußere der Chenille bilden, während das schmale Seidengewebe in der Mitte als Anhalt dient. Weil dieses aber in den meisten Fällen zu wenig Haltbarkeit besitzen würde, spinnt man in jede Chenille sechs durch Gummi steif gemachte Fäden der feinsten gezwirnten Seide, auch doppelt geglühten Eisen- und Messingdraht ein, welcher sie fähig macht, erhaltene Biegungen zu behalten, und gibt ihr zuletzt durch Streichen mit einem steifen Bürstchen sammetartige Gleichförmigkeit. Um dicke oder langhaarige Chenille zu erhalten, werden eine größere Zahl von Zwirnfäden zwischen die Streifen in die Kette gelegt, sodaß nach dem Zerschneiden an jeder Seite mehre herausgezogen werden können, wodurch sich natürlich längere Fransen bilden.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 409.
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