Cincinnatus

[432] Cincinnatus (Lucius Quinctius), ein durch die höchsten Bürgertugenden ausgezeichneter Römer aus der ersten Zeit des röm. Freistaates, wurde vom Volke 460 v. Chr. zum Consul gewählt, und von den mit der Nachricht davon an ihn Abgesandten auf seinem Landgute beim Pflügen angetroffen. Sogleich folgte er dem Rufe, verwaltete das Consulat rühmlich und mit der höchsten Uneigennützigkeit, lehnte es aber ab, als man es ihm auch für ein zweites Jahr übertragen wollte und kehrte auf sein Landgut zurück. Von dort beriefen ihn später andere Abgeordnete als Dictator auf sechs Monate nach Rom, das durch ihn einen unglücklichen Krieg mit den benachbarten Äquiern beendigt zu sehen erwartete. Es gelang ihm auch, den Feind durch einen nächtlichen Überfall zu besiegen, und ohne von der Beute mehr als eine ihm vom Heere geschenkte Krone für sich zu behalten, legte C. schon nach 16 Tagen seine Würde nieder. Im Greisenalter entriß ihn die Ernennung zum Dictator wiederholt seiner ländlichen Ruhe, und auch diesmal gelang seiner Klugheit und Besonnenheit die Rettung der durch die Umtriebe einer gefährlichen Partei bedrohten röm. Freiheit. Ehrfurcht vor dem edeln Charakter C.'s veranlaßte einen 1783 in Nordamerika zusammengetretenen Verein hoher Offiziere des Heers, der sich Erhaltung und Befestigung der errungenen Freiheit zum Ziel setzte, sich den Namen Cincinnatusorden beizulegen. Da man jedoch eine Art soldatischer Aristokratie daraus hervorgehen zu sehen fürchtete, wurde er von allen Staaten für unzulässig erklärt und erlosch allmälig.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 432.
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