Epiktet

[674] Epiktet, ein berühmter Anhänger der stoischen Philosophie, geb. um 50 n. Chr. in der Landschaft Phrygien in Kleinasien, lebte nachher in Rom als Sklave eines übermüthigen Freigelassenen und Günstlings des Kaisers Nero, dem er treulich nachahmte; doch E. ertrug dessen Mishandlungen mit bewundernswürdiger Geduld. Als ihm sein Herr im Zorne einst unsinnig auf den Schenkel schlug, sagte E. ruhig: »Du wirst mir das Bein zerschlagen!« und als dieser Fall gleich darauf eintrat, sprach E. ohne Klage und ohne eine Miene zu verziehen: »Habe ich es dir nicht vorausgesagt?« Später erhielt E. zwar seine Freiheit und widmete sich der stoischen Philosophie, ward aber vom Kaiser Domitian nebst mehren andern Philosophen aus Rom verbannt; nach dessen Tode kehrte er nach Rom zurück und stand bei dessen Nachfolgern, insonderheit bei den Kaisern Hadrian und Marcus Aurelius, in Ansehen und Gunst. Auch jetzt blieb er nicht minder seinem Grundsatze treu und bezeigte sich als geduldigen, nüchternen und sich selbst beherrschenden Anhänger der Stoa (s.d.), lebte zurückgezogen und in unbemittelten Umständen. E. selbst hat nichts Schriftliches hinterlassen, aber ein Theil seiner Lehren ist von seinem Schüler Arrian gesammelt auf unsere Zeiten gekommen.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 674.
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