Epigramm

[674] Epĭgramm, ein griech. Ausdruck, der ursprünglich Aufschrift, Über- oder Inschrift bedeutet, wie dergleichen an Gebäuden und Denkmälern auf Waffen und andern Gegenständen vorkommen, um deren Bestimmung oder Ursprung anzudeuten, oder in dem Beschauer derselben irgend eine bestimmte Idee anzuregen. In den meisten Fällen bedingte dabei schon der Raum den möglichst gedrängten sinnreichen Ausdruck, daher Epigramm die spätere Bedeutung Sinngedicht erhalten hat, worunter der in geistreicher und anschaulicher Kürze bewirkte Ausdruck einer dichterischen Idee in gebundener Rede verstanden wird, gleichviel, ob sie blos das Gefühl, oder belehrend, satirisch, komisch, überraschend den Verstand anspricht; gewöhnlich werden die letzten Arten vorzugsweise Epigramme genannt, und dieser Ausdruck daher auch mit Witzgedicht und Stachelgedicht verdeutscht. Von allen Neuern ist die deutsche Literatur am reichsten an Epigrammen, und es haben sich unter Andern die Dichter Logau, Wernicke, Lessing, Kästner, Gleim, Göthe, Schiller, der 1829 verstorbene würtemberg. Hofrath und Bibliothekar Joh. Christoph Friedr. Haag darin ausgezeichnet; von dem Letztern sind auch mit F. C. Weißer, sowie von Schütz Anthologien von Epigrammen herausgegeben worden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 674.
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