Gleim

[229] Gleim (Joh. Wilh. Ludw.), geb. 1719 zu Ermsleben im ehemaligen Fürstenthum Halberstadt, ein bekannter und zu seiner Zeit sehr beliebter deutscher Dichter, der zugleich wegen seines biedern Charakters und seiner treuen Anhänglichkeit in der Freundschaft von den besten Geistern unter seinen Zeitgenossen geachtet, geliebt und mit dem zutraulichen Namen des Vater Gleim geehrt wurde. Nach dem Tode seines Vaters wurde G, der in Wernigerode auf der Schule war, von einigen wohlwollenden Familien unterstützt, sodaß er seine Studien, obschon unter mancherlei drückenden Entbehrungen, hier und nachher auf der Universität Halle fortsetzen konnte. Er kam hierauf als Hauslehrer nach Potsdam, wo ihn der Prinz Wilhelm, Sohn des Markgrafen zu Brandenburg-Schwedt, kennen lernte und ihn als Secretair in seine Dienste nahm. Bei diesem blieb er, bis derselbe 1744 vor Prag fiel. Bei dem Fürsten Leopold von Dessau (dem alten Dessauer), einem bekanntlich sehr heftigen Manne, hielt es G., der bei ihm Secretair geworden war, nicht lange aus. Er ging nach Berlin und blieb hier bis 1747, wo er die Stelle eines Domsecretairs zu Halberstadt erhielt. Hier lebte er unverheirathet bis an seinen Tod. Eine geistreiche Nichte führte seine Wirthschaft und der theils persönliche, theils briefliche Umgang mit fast allen ausgezeichneten Schriftstellern seiner Zeit erheiterte G.'s letzte Lebenszeit. Zwei Jahre vor seinem Tode, der 1803 erfolgte, erblindete G., doch nahm er nichtsdestoweniger an allen den merkwürdigen Weltbegebenheiten seiner Zeit den lebhaftesten Antheil. Unter seinen Gedichten zeichnen sich vorzüglich seine »Kriegslieder« aus, in denen er den Charakter eines preuß Grenadiers angenommen hat. Auch seine Fabeln und scherzhaften Lieder fanden großen Beifall.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 229.
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