Kalmus

[536] Kalmus (der) ist eine im östl. Europa wild wachsende und seit dem 15. Jahrh. bei uns einheimische Sumpfpflanze mit kriechenden, dicken, schwammigen, gegliederten Wurzeln, von denen eine große Menge Wurzelfasern auslaufen. Die Blüten, welche aus der Wurzel entspringen, sind schwertförmig, unten scheidenartig erweitert, oben meist mit wellenartigen Querfalten und zuweilen drei Fuß lang. Der Blütenschaft ist dem Blatte ähnlich und öffnet sich gegen die Mitte in eine Ritze, aus welcher ein ungestielter, walzenförmiger, dicht mit Blüten bedeckter Kolben tritt, welcher gegen drei Zoll lang wird. Die Wurzel dieser Pflanze wird getrocknet gelblichweiß und hat einen stark aromatischen Geruch und bitterlich gewürzhaften Geschmack. Man sammelt die Wurzeln im Frühling und Herbst, schält und trocknet sie. Das Trocknen darf nicht zu scharf geschehen, weil sonst [536] die aromatischen Bestandtheile verloren gehen. Sie ist ein kräftiges Arzneimittel und wird als Magenmittel von den Conditoren überzuckert und verkauft. Man benutzt sie auch zur Bereitung verschiedener bitterer Liqueure. Durch Destillation mit Wasser gewinnt man aus den frischen Kalmuswurzeln das Kalmusöl, welches in der Arzneikunde gebraucht wird und eine gelbbräunliche, dickliche und an Geruch und Geschmack der Wurzel gleiche Flüssigkeit ist.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 536-537.
Lizenz:
Faksimiles:
536 | 537
Kategorien: