Mauerfrass

[82] Mauerfrass wird das allmälige Mürbewerden und Verwittern des Putzes und der Steine von Mauern genannt, welches aber blos in feuchten Lagen oder sonst der Feuchtigkeit zugänglichen Orten, z.B. in Viehställen und an Grundmauern eintritt; auch beobachtet man es häufig in solchen Mauern, welche auf beiden Seiten berappt wurden, ehe sie völlig ausgetrocknet waren, was daher bei neuen Gebäuden sehr zu berücksichtigen ist. Der Mauerfraß macht im Verlaufe der Zeit von außen nach innen die ganze von ihm ergriffene Mauerstelle zerbröckeln, äußert sich aber zuerst durch einen weißlichen, wolligen Überzug von salzigem Geschmack, daher man damit behaftete Mauern gewöhnlich als salpetrig bezeichnet. Chemische Prüfungen haben aber gezeigt, daß nicht Salpeter, sondern natronhaltige Salze dabei im Spiele sind. Die Veranlassung dazu wird, abgesehen von der Örtlichkeit und den schon erwähnten Ursachen, in der Beschaffenheit der Back- oder Sandsteine, welche[82] letztere auch nicht immer frei davon bleiben, und in dem zum Mörtel verwendeten Sand und Wasser gesucht, wozu Regen- und Flußwasser stets das beste bleibt. Als Abhülfe pflegt man die schadhaften Mauerstellen tief in die Steine hinein abzukratzen, mit Steinkohlentheer zu überstreichen und dann mit frischem Putz zu überziehen, was aber meist nur kurze Zeit schützt. Für Sandsteine ist ein Anstrich mit Ölfarbe zu empfehlen, außerdem wird der freilich mit einigem Aufwande verbundene dreimalige Überzug der abgekratzten Mauern mit in kochendem Essig reichlich aufgelöster, gepulverter Bleiglätte nebst einem ebenso oft wiederholten Anstrich mit kochendem Leinöl gerühmt, worauf, nachdem Alles einzeln gut getrocknet ist, die Mauer frisch berappt wird.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 82-83.
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