Pappe

[401] Pappe ist der Name jener steifen Tafeln oder Bogen, welche aus einer Masse, ähnlich der zu grobem Papier (s.d.), gleich den Papierbogen mit Formen geschöpft und dann getrocknet, [401] gepreßt und auch wol geglättet werden. Alle mögliche Abfälle von Papier und Pappe und die gröbsten Lumpen werden dazu benutzt, in Wasser geweicht, der Gährung überlassen, durch eine Art Holländer (s. Papier) zerkleinert und in Brei, die Masse zur Pappe, verwandelt. Solche geformte Pappen werden von verschiedener Größe, Stärke und Feinheit sowol in den Papiermühlen und Papierfabriken nebenbei, als auch von eignen Pappenmachern verfertigt, welche außerdem noch eine andere Sorte, die gekleisterte oder geleimte Pappe liefern, die durch Aufeinanderkleben mehrer Papierbogen hergestellt wird. Der Verbrauch der Pappe ist sehr ansehnlich und mannichfaltig; die Buchbinder schon verwenden sie zum Einbinden von Büchern, verfertigen daraus Futterale, Schachteln, Etuis und Behältnisse von allerlei Formen, ja es gibt Etablissements, wo die Verfertigung von Pappschachteln und Kasten, auch nach dem Französischen Cartonaden genannt, z.B. für die Apotheken, die Band- und Galanteriehändler, fabrikmäßig betrieben wird. Die Kunst, in Pappe zu arbeiten und Gegenstände zum Nutzen oder Vergnügen daraus zu verfertigen, kann aber nicht blos eine Erwerbsquelle, sondern bei der Leichtigkeit, mit welcher der Pappe jede Form, sowie große Festigkeit und ein zierliches Ansehen zu geben ist, auch eine angenehme Unterhaltung gewähren. Von der letztern Seite ist das Papparbeiten seit Ende des vorigen Jahrh. auch in Verbindung mit der Erziehung gebracht und von Blasche in Schnepfenthal als eine Nebenbeschäftigung für Knaben eingeführt worden, welche zugleich, sowol hinsichtlich der großen Mannichfaltigkeit der möglichen Formen für Papparbeiten als auch wegen Auswahl und Anordnung der Verzierung derselben, den Erfindungsgeist anregt und den Geschmack bilden hilft. Von mehren diesem Gegenstande gewidmeten Schriften führen wir an: »Der Papierformer« von Blasche (neueste Aufl., Schnepfenthal 1819, mit Kpfrn.) und dessen »Sammlung neuer Muster von Papparbeiten« (Schnepfenthal 1809, mit Kpfrn.); Kerndörffer's »Kleiner Papparbeiter« (3. Aufl., Pirna 1829, mit Kpfrn.); Schnorr »Anweisung zur Kunst in Pappe zu arbeiten« (2. Aufl., Nürnb. 1835).

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 401-402.
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