Paulus [2]

[432] Paulus (Heinr. Eberhard Gottlob), Professor der Theologie und geheimer Kirchenrath zu Heidelberg, Doctor der Philosophie, der Rechte und Theologie, ein als Lehrer und fleißiger Schriftsteller um Beförderung von Denkfreiheit und Aufklärung höchst verdienter Mann, geb. 1761 zu Leonberg bei Stuttgart, ist der Sohn eines Geistlichen und wollte Medicin studiren, ehe er, von pietistischen Einwirkungen in seinen religiösen Ansichten gestört, sich in Tübingen der Theologie widmete, um in Religionssachen selbständig klar zu werden. Die Unterstützung eines Gönners erlaubte ihm, sich später in den morgenländ. Sprachen in Göttingen besonders auszubilden und dann die vornehmsten engl. Bibliotheken für seine Zwecke zu benutzen. Hierauf war P. seit 1789 Professor der morgenländ. Sprachen und seit 1794 der Theologie in Jena, lebte seit 1804 in gleicher Eigenschaft und als kurpfälz. Landesdirections- und Consistorialrath zu Würzburg und nach Aufhebung der protestantisch-theologischen Facultät als Landesdirectionsrath in Kirchen- und Schulsachen zu Bamberg, Nürnberg und Ansbach, bis er aus diesem Wirkungskreise, wo er sich auch in politische Verhältnisse schicken und besonders mit den Rechtsverhältnissen zwischen Katholiken und Protestanten bekannt machen mußte, 1811 nach Heidelberg kam, wo er auf den akademischen Lehrstuhl zurückkehrte. Zugleich widmete er einen wichtigen Theil seiner schriftstellerischen Thätigkeit der Besprechung wichtiger, auch staatsrechtlicher Fragen und Erscheinungen der Zeit, sowol in der von ihm von 1819–29 herausgegebenen Zeitschrift »Sophronizon«, wie in besondern Schriften, und wirkte in seinem »Denkglaubigen« (Heidelb. 1825–29) und in den »Kirchenbeleuchtungen« (1827) für Aufklärung über Religion und Kirche. Überhaupt war P. als Religionslehrer stets bemüht, die Übereinstimmung des Nachdenkens über religiöse Dinge und der ursprünglichen Christuslehre darzuthun und den Verirrungen des Rationalismus ebenso zu begegnen, wie dem Mysticismus, der Kopfhängerei und den päpstlichen Anmaßungen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 432.
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