Tanzwuth

[363] Tanzwuth, Taranteltanz sind die üblichen Benennungen für eine angeblich im südl. Italien einheimische Krankheit, welche durch den Biß einer Tarantel (s.d.) genannten Spinne hervorgebracht werden und sich durch ein ungestümes Verlangen nach Musik nebst einem unwiderstehlichen Hange zum Tanzen charakterisiren soll, während Andere, auf deshalb angestellte glaubwürdige Versuche sich stützend, anführen, daß der Biß der Tarantel ganz unschädlich und wenigstens an der ebenso seltsamen als fabelhaften Krankheit unschuldig sei, indem derselbe höchstens herabstimmend auf das Nervensystem wirke und nur bei ganz besonderer körperlicher Anlage einige Gehirnzufälle, wie namentlich einen schlafsüchtigen Zustand, hervorbringe, das Verlangen nach Musik aber nur als ein Wink der Naturheilkraft zu betrachten sei, insofern durch das Tanzen, zu welchem sie die Lust weckt, die Wirkungen des Bisses der Tarantel unter Hervorrufung eines allgemeinen Schweißes beseitigt würden.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 363.
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