Truchsess

[486] Truchsess war im Mittelalter ein vornehmer Beamter an den deutschen Höfen, welcher dem Seneschall der Franken entsprach und die Oberaufsicht über Hofhaushalt und Küche zu führen hatte, auch bei besonders festlichen Gelegenheiten verpflichtet war, die erste Schüssel auf die fürstl. Tafel zu stellen und dem Fürsten zu überreichen. Das Erztruchseßamt des ehemaligen deutschen Reichs war anfangs bei den Herzogen von Baiern, kam dann 1356 an Kurpfalz, und mit der pfälz. Kurwürde 1623 wieder an Baiern, von welchem es mit Ausnahme der Zeit von 1708–14, in welcher es Kurpfalz verwaltete, bis zur Auflösung des deutschen Reichs besessen ward. Wie andere Erzämter hatte auch dieses für seine bei den Kaiserkrönungen zu erfüllenden Pflichten (s. Deutsche Kaiser und Könige) erbliche Stellvertreter (s. Erbämter) in dem alten, noch in mehren und zum Theil gefürsteten Linien blühenden schwäb. Grafenhause Truchseß von Waldburg.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 486.
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