Mormonen

[215] Mormōnen (engl. Latter-Day Saints, »Heilige der letzten Tage«), religiöse Sekte, gestiftet 1830 von Joseph Smith (geb. 23. Dez. 1805 zu Sharon im nordamerik. Staate Vermont, ermordet 27. Juli 1844 zu Carthago, Illinois), welcher angeblich mit Hilfe eines Engels 1827 eine in goldene Platten eingegrabene Schrift auffand und 1830 als sog. Bibel der M.u.d.T. »The Book of Mormon« (in Wahrheit ein vom Presbyterianerprediger Spaulding um 1812 verfaßter Roman) herausgab (deutsch 1852). Aus ihren ersten Niederlassungen verdrängt, gründeten die M. unter Smiths Nachfolger Brigham Young 1848 am Salzsee Neujerusalem und kolonisierten das Land mit großem Erfolge. Ihr Staat, ein Teil des Staates Utah, ist eine theokratische Gemeinde mit einem unbeschränkten Präsidenten (zugleich Prophet, seit dem Tode Youngs 1877 John Taylor, dann John Wilford Woodruff, seit 1898 Lorenzo Snow) an der Spitze, 2 Räten, 12 Aposteln etc.; ihre Lehre pantheistisch, die Vielweiberei (seit 1851) dogmatisch begründet, aber durch die Gesetzgebung der Ver. Staaten seit 1887 unterdrückt. Zahl der M. in Utah etwa 260.000, im ganzen 1/2 Mill. – Vgl. Busch (1870), Schlagintweit (2. Aufl. 1878), Linn (engl., 1902), Folk (engl., 1903).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 215.
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